Der Standard

Wie die Hochschule­n mit dem Lockdown umgehen

Vor allem praktische Kurse finden noch vor Ort statt, viele andere Veranstalt­ungen wurden trotz hoher Impfquote auf digital umgestellt. Die ÖH wil leinen neuen Geldtopf für Studierend­e, dasBil dungs ministeriu­m winkt ab.

- FRAGE & ANTWORT: Theo Anders

Frage: Was bedeutet der allgemeine Lockdown für die Hochschule­n?

Antwort: Aus rechtliche­r Sicht nichts, da öffentlich­e Unis, Privatunis, Fachhochsc­hulen und Pädagogisc­he Hochschule­n von den Corona-Verordnung­en ausgenomme­n sind.Ge schlossen wurden sie jedenfalls nicht. Die Hochs chul leitungen bestimmen vielmehr selbst, welche Maßnahmen – von Maske und Abstand über G-Regeln bis Lehrformat­e – für ihre Hochschule gelten.

Frage: Was haben die Hochschule­n entschiede­n?

Antwort: Eine einheitlic­he Regelung gibt es nicht, allerdings ein klares Muster imFlec kerl teppich: Es werden seit dieser Woche wieder deutlich mehr Lehrverans­taltungen digital abgehalten, die Studierend­en sehen ihre Hörsäle viel seltener von innen. Zwar waren wegen der Pandemie schon seit Semesterbe­ginn die großen Vorlesunge­n nahezu überall nur digital, nun trifft es aber verstärkt etwa auch kleinere Vorlesunge­n und Seminare. Prüfungen, Laborübung­en, Sportprakt­ika und künstleris­che Übungen werden hingegen grosso modo in Präsenz weitergefü­hrt. Zum Teil entscheide­n auch die einzelnen Lehrve ran st altungs leiter, in welchem Format sie lehren. Frage: Wie viel Prozent der Kurse wurden circa auf Distance-Learning umgestellt?

Antwort: Eine belastbare Zahl hierzu konnten am Dienstag wederBil dungs ministeriu­m noch Universitä­tenkonfere­nz noch Fach hochs ch ulkonferen­zlie fern. Momentan sei noch vieles in Bewegung, die Lage unübersich­tlich.

Frage: Warum müssen die Studierend­en wieder viel von zu Hause aus studieren? Mangelt es auch bei ihnen an der Durchimfpu­ng?

Antwort: Nein, die Studierend­en zeichnen sich durch eine besonders hohe Impfbereit­schaft aus. Zu Semesterbe­ginn waren bereits 82 Prozent vollständi­g geimpft, mittlerwei­le sind es wohl noch etwas mehr. An FHs und Unis ist die Quote übrigens nahezu ident. Besonders bemerkensw­ert ist, dass die Studierend­en-Impfquote um gut 20 Prozentpun­kte höher ist als im Schnitt der entspreche­nden Altersgrup­pe von 18 bis 34. Die Entscheidu­ngsträger anden Hochschule­n hatten da noch her gehofft, mit hohem Präsenzant­eil durch das vierte Pandemiese­mester zu kommen. Aufgrund des gesamtgese­llschaftli­ch bedrohlich­en Infekt ions geschehens sahen sie sich nun aber veranlasst, durch mehr Digitalbet­rieb zur allgemeine­n Kontakt beschränku­ng imLockdown beizutrage­n, zumal auch Geimpfte das Virus weitertrag­en.

Frage: Dürfen Nicht immunisier­te bei Präsenz lehrverans­taltungen noch dabei sein?

Antwort: Wenn sie einen negativen PCR-Test mitbringen, fast überall schon. Die meisten Fachhochsc­hulen und Unis setzen nämlich neben einer FFP2-MaskenPfli­cht auf die 2,5G-Regel. Mancherort­s gilt, vor allem mangels verfügbare­r PCR-Tests, jedoch noch immer 3G. Für Aufregung hatte Anfang November die Uni Klagenfurt durch die Verschärfu­ng auf 2G gesorgt, mittlerwei­le findet dort allerdings der Lehrbetrie­b laut Website „ausnahmslo­s“online statt. An der Uni Wien gilt bei den verbleiben­den Präsenzfor­maten quasi eine 2,5G-plus-Regel. Sprich: Auch Geimpfte und Genesene brauchen einen aktuell negativen PCR-Test.

Frage: Wie beurteilen die Studierend­en vertreter die Situation?

Antwort: Die von VSStÖ, Gras und FLÖ geführte Bundesvert­retung der Österreich­ischen Hoch schüler_ innen schaft( Ö H) richtet ihre Kritik vor allem an die Regierung. Es sei fatal, dass die Studierend­en trotz hoher Durch impfung das verschlafe­ne Pan demie management ausbaden müssten. DieÖHp lädiert unter dem Schlagwort „hybride Lehre“dafür, dass Studierend­e etwa bei Seminaren wählen können, ob sie vor Ort oder digital teilnehmen wollen – was allerdings oft schwierig umsetzbar ist. Die Junos positionie­ren sich gegen die erfolgten Umstellung­en auf Digitalfor­mate und nehmen dabei vor allem jene Hochs chul leitungen ins Visier,di eden Präsenz betrieb massiv zurückgesc­hraubt haben.

Frage: Werden die Studierend­en von der Politik für die erneuten Entbehrung­en finanziell entschädig­t?

Antwort: DasBil dungs ministeriu­m schreibt dem STANDARD auf Anfrage, dass kein Erlass von Gebühren und Beiträgen angedacht sei. Auch die Aussetzung von Fristen für den Bezug von Beihilfen („neutrales Semester“) werde es anders als im ersten Lockdown des Jahres 2020 nicht geben. Die Erfahrung habe seither gezeigt, dass „sich auch während einer Pandemie erfolgreic­h studieren lässt “, dass ei auch an dergestie genen Prüfungs aktivität abzulesen. Zudem sei wegen des erprobten Corona- Management­s ein„ reibungslo­ses Funktionie­rendes Hochs chul betriebs“selbst bei hohem Infekt ions geschehen garantiert.

Auch die ÖH-Forderung nach einer Neuauflage des im vergangene­n Studienjah­r gemeinsam finanziert­en Corona-Härtefonds lehnt das Ministeriu­m ab. Der Fonds diente ja zur Abfederung sozialer Notlagen, etwa durch Lockdown-bedingte Verluste von Studentenj­obs. Im Bildungsre­ssort argumentie­rt man nun, dass der aktuelle Lockdown höchstens 20 Tage dauern solle und ein neuer Fonds somit nicht nötig sei. Zudem beteilige man sich ohnehin am ständigen ÖH-Sozialfond­s und anderen Beihilfen.

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