Wie die Hochschulen mit dem Lockdown umgehen
Vor allem praktische Kurse finden noch vor Ort statt, viele andere Veranstaltungen wurden trotz hoher Impfquote auf digital umgestellt. Die ÖH wil leinen neuen Geldtopf für Studierende, dasBil dungs ministerium winkt ab.
Frage: Was bedeutet der allgemeine Lockdown für die Hochschulen?
Antwort: Aus rechtlicher Sicht nichts, da öffentliche Unis, Privatunis, Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen von den Corona-Verordnungen ausgenommen sind.Ge schlossen wurden sie jedenfalls nicht. Die Hochs chul leitungen bestimmen vielmehr selbst, welche Maßnahmen – von Maske und Abstand über G-Regeln bis Lehrformate – für ihre Hochschule gelten.
Frage: Was haben die Hochschulen entschieden?
Antwort: Eine einheitliche Regelung gibt es nicht, allerdings ein klares Muster imFlec kerl teppich: Es werden seit dieser Woche wieder deutlich mehr Lehrveranstaltungen digital abgehalten, die Studierenden sehen ihre Hörsäle viel seltener von innen. Zwar waren wegen der Pandemie schon seit Semesterbeginn die großen Vorlesungen nahezu überall nur digital, nun trifft es aber verstärkt etwa auch kleinere Vorlesungen und Seminare. Prüfungen, Laborübungen, Sportpraktika und künstlerische Übungen werden hingegen grosso modo in Präsenz weitergeführt. Zum Teil entscheiden auch die einzelnen Lehrve ran st altungs leiter, in welchem Format sie lehren. Frage: Wie viel Prozent der Kurse wurden circa auf Distance-Learning umgestellt?
Antwort: Eine belastbare Zahl hierzu konnten am Dienstag wederBil dungs ministerium noch Universitätenkonferenz noch Fach hochs ch ulkonferenzlie fern. Momentan sei noch vieles in Bewegung, die Lage unübersichtlich.
Frage: Warum müssen die Studierenden wieder viel von zu Hause aus studieren? Mangelt es auch bei ihnen an der Durchimfpung?
Antwort: Nein, die Studierenden zeichnen sich durch eine besonders hohe Impfbereitschaft aus. Zu Semesterbeginn waren bereits 82 Prozent vollständig geimpft, mittlerweile sind es wohl noch etwas mehr. An FHs und Unis ist die Quote übrigens nahezu ident. Besonders bemerkenswert ist, dass die Studierenden-Impfquote um gut 20 Prozentpunkte höher ist als im Schnitt der entsprechenden Altersgruppe von 18 bis 34. Die Entscheidungsträger anden Hochschulen hatten da noch her gehofft, mit hohem Präsenzanteil durch das vierte Pandemiesemester zu kommen. Aufgrund des gesamtgesellschaftlich bedrohlichen Infekt ions geschehens sahen sie sich nun aber veranlasst, durch mehr Digitalbetrieb zur allgemeinen Kontakt beschränkung imLockdown beizutragen, zumal auch Geimpfte das Virus weitertragen.
Frage: Dürfen Nicht immunisierte bei Präsenz lehrveranstaltungen noch dabei sein?
Antwort: Wenn sie einen negativen PCR-Test mitbringen, fast überall schon. Die meisten Fachhochschulen und Unis setzen nämlich neben einer FFP2-MaskenPflicht auf die 2,5G-Regel. Mancherorts gilt, vor allem mangels verfügbarer PCR-Tests, jedoch noch immer 3G. Für Aufregung hatte Anfang November die Uni Klagenfurt durch die Verschärfung auf 2G gesorgt, mittlerweile findet dort allerdings der Lehrbetrieb laut Website „ausnahmslos“online statt. An der Uni Wien gilt bei den verbleibenden Präsenzformaten quasi eine 2,5G-plus-Regel. Sprich: Auch Geimpfte und Genesene brauchen einen aktuell negativen PCR-Test.
Frage: Wie beurteilen die Studierenden vertreter die Situation?
Antwort: Die von VSStÖ, Gras und FLÖ geführte Bundesvertretung der Österreichischen Hoch schüler_ innen schaft( Ö H) richtet ihre Kritik vor allem an die Regierung. Es sei fatal, dass die Studierenden trotz hoher Durch impfung das verschlafene Pan demie management ausbaden müssten. DieÖHp lädiert unter dem Schlagwort „hybride Lehre“dafür, dass Studierende etwa bei Seminaren wählen können, ob sie vor Ort oder digital teilnehmen wollen – was allerdings oft schwierig umsetzbar ist. Die Junos positionieren sich gegen die erfolgten Umstellungen auf Digitalformate und nehmen dabei vor allem jene Hochs chul leitungen ins Visier,di eden Präsenz betrieb massiv zurückgeschraubt haben.
Frage: Werden die Studierenden von der Politik für die erneuten Entbehrungen finanziell entschädigt?
Antwort: DasBil dungs ministerium schreibt dem STANDARD auf Anfrage, dass kein Erlass von Gebühren und Beiträgen angedacht sei. Auch die Aussetzung von Fristen für den Bezug von Beihilfen („neutrales Semester“) werde es anders als im ersten Lockdown des Jahres 2020 nicht geben. Die Erfahrung habe seither gezeigt, dass „sich auch während einer Pandemie erfolgreich studieren lässt “, dass ei auch an dergestie genen Prüfungs aktivität abzulesen. Zudem sei wegen des erprobten Corona- Managements ein„ reibungsloses Funktionierendes Hochs chul betriebs“selbst bei hohem Infekt ions geschehen garantiert.
Auch die ÖH-Forderung nach einer Neuauflage des im vergangenen Studienjahr gemeinsam finanzierten Corona-Härtefonds lehnt das Ministerium ab. Der Fonds diente ja zur Abfederung sozialer Notlagen, etwa durch Lockdown-bedingte Verluste von Studentenjobs. Im Bildungsressort argumentiert man nun, dass der aktuelle Lockdown höchstens 20 Tage dauern solle und ein neuer Fonds somit nicht nötig sei. Zudem beteilige man sich ohnehin am ständigen ÖH-Sozialfonds und anderen Beihilfen.