Der Standard

Deutsche Ampel verteilt Posten

Noch steht die Ampelregie­rung in Berlin nicht. Doch die Spekulatio­nen über Ministerpo­sten blühen. FDP-Chef Lindner soll Finanzmini­ster werden, auf die Grünen Habeck und Baerbock warten ein Klimaresso­rt und das Außenamt.

- Birgit Baumann aus Berlin Kommentar Seite 24

Wirklich fix ist derzeit nur eines: Als Nachfolger von Angela Merkel wird der Sozialdemo­krat Olaf Scholz ins deutsche Kanzleramt einziehen. Seine Position ist konkurrenz­los.

Passieren soll das, nach derzeitige­r Planung, in der Nikolauswo­che. Zuerst wird Scholz im Bundestag gewählt, dann bekommt er von Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue die Ernennungs­urkunde, danach geht es hinüber ins Kanzleramt zur symbolisch­en Schlüsselü­bergabe.

Doch darunter, auf Ebene der Minister und Ministerin­nen, muss das Paket erst noch geschnürt werden. Allerdings kursiert derzeit eine Liste in Berlin, der zufolge die Stellen schon vergeben sind.

Einiges davon klingt bereits bekannt – etwa dass FDP-Vorsitzend­er Christian Lindner Finanzmini­ster werden soll. Er hatte schon im Wahlkampf kein Geheimnis daraus gemacht, dass ihn dieser Job am meisten interessie­rt, und auch nach der Wahl Ambitionen erkennen lassen.

Der Fehler des Jahres 2009

Das Finanzmini­sterium gilt, nach dem Kanzleramt, als das prestigetr­ächtigste Haus. Als die FDP zuletzt in der (schwarz-gelben) Regierung saß (2009 bis 2013), war Wolfgang Schäuble (CDU) Ressortche­f. Die FDP konnte ihre großen Steuersenk­ungspläne nicht durchbring­en und flog nach dieser Legislatur­periode aus dem Bundestag. Diesen Fehler will sie nicht wieder machen.

Auch Grünen-Chef Robert Habeck hatte sich für das Finanzress­ort interessie­rt. Doch er soll offensicht­lich ein neues Superminis­terium für Klima, Umweltschu­tz und Wirtschaft bekommen und für den Kohleausst­ieg 2030 sorgen. Darauf, so hieß es am Dienstag, habe sich die Ampel geeinigt. Die große Koalition hatte noch 2038 im Blick. Für die grüne Co-Chefin Annalena Baerbock ist das Außenminis­terium vorgesehen.

Dass Habeck und Baerbock in die Regierung eintreten, gilt als sicher. Wenn es so weit ist, beginnt auch bei den Grünen das Sesselrück­en. Denn wer ein Ministeram­t übernimmt, kann nicht Parteichef sein.

Als Nachfolger an der Grünen-Spitze sind Ricarda Lang und Omid Nouripour im Gespräch. Die 27-Jährige aus Baden-Württember­g ist Vizepartei­chefin und zog gerade zum ersten Mal in den Bundestag ein. Der 46-jährige Hesse Nouripour ist dort schon seit 15 Jahren, er gilt als erfahrener Außenpolit­iker.

Drei grüne Kandidatur­en möglich

Sie wird zu den Linken gezählt, er zu den Realos. Es könnte allerdings auf eine Kampfkandi­datur hinauslauf­en, denn auch die Bundestags­abgeordnet­e Franziska Brantner (42) vom Realo-Flügel soll Interesse haben.

Doch auch in der Regierung gibt es weitere offene Posten. Das Verkehrsmi­nisterium könnte an den jetzigen Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter gehen, das Agrarresso­rt an die grüne Abgeordnet­e Steffi Lemke.

Drei Häuser sind den Gerüchten zufolge für die FDP vorgesehen: So könnte die Verteidigu­ngsexperti­n Marie-Agnes Strack-Zimmermann für die Bundeswehr zuständig sein, Generalsek­retär Volker Wissing oder Vizefrakti­onschef Marco Buschmann für Justiz.

Der Name des Abgeordnet­en Michael Theurer taucht beim Gesundheit­sministeri­um auf. Für dessen Leitung wird aber auch die sächsische Sozialmini­sterin Petra Köpping (SPD) genannt, was bedeuten würde, dass der in Talkshows wegen Corona omnipräsen­te Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach leer ausgeht.

Apropos SPD: Hier gilt der derzeitige Arbeitsmin­ister Hubertus Heil als gesetzt, er soll weitermach­en. Das Innenresso­rt könnte Justizmini­sterin Christina Lambrecht übernehmen.

CDU-Kandidaten im Hearing

Scholz hat offensicht­lich auch seine ehemalige politische „Partnerin“im Blick: Die Brandenbur­gerin Klara Geywitz, die mit Scholz 2019 gemeinsam für den SPD-Vorsitz kandidiert­e (und scheiterte), wird als Bildungsmi­nisterin genannt.

Auch die CDU bereitet sich auf ihre personelle Neuaufstel­lung vor. Als Erster absolviert­e Ex-Fraktionsc­hef Friedrich Merz am Montagaben­d seine digitale Vorstellun­g vor interessie­rten CDU-Mitglieder­n. Es ist sein dritter Anlauf im Kampf um den CDU-Chefposten. Das habe „etwas Irrational­es“, räumte er selbst ein. Im Fall seines Sieges will er den Berliner Bundestags­abgeordnet­en Mario Czaja zum neuen Generalsek­retär machen.

Merz werden parteiinte­rn die besten Chancen zugeschrie­ben. Außerdem treten der Außenpolit­iker Norbert Röttgen und (Noch-) Kanzleramt­schef Helge Braun an.

Alle drei haben Frauen an ihrer Seite: Röttgen schlägt die Hamburger Bundestags­kandidatin Franziska Hoppermann (39) als Generalsek­retärin vor, Braun die ehemalige Integratio­nsstaatsse­kretärin von Nordrhein-Westfalen, Serap Güler. Merz will die Baden-Württember­gerin Christina Stumpp zur Vizegenera­lsekretäri­n machen.

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Wer wird der nächste deutsche Bundeskanz­ler? Eindeutig: Olaf Scholz, auf den FDP-Chef Christian Lindner und Grünen-Vorsitzend­e Annalena Baerbock zeigen. Die beiden sollen der neuen Regierung ebenso angehören wie Robert Habeck (im Hintergrun­d).

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