Der Standard

EMA gibt grünes Licht für Corona-Impfung ab fünf Jahren

Erster Impfstoff zugelassen – Faßmann bietet Ländern Unterstütz­ung bei der Impfkampag­ne für die Kleinsten an

- Oona Kroisleitn­er, Pia Kruckenhau­ser

Der Weg für die Kinderimpf­ung ist geebnet: Am Donnerstag hat die EMA, die Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde, grünes Licht für den Einsatz des Kinderimpf­stoffs von Biontech/Pfizer für die Altersgrup­pe von fünf bis elf Jahren gegeben. Es ist der erste Impfstoff, der in der EU für Kinder in diesem Alter zugelassen ist. Nach der Zulassung durch die EU-Kommission – diese gilt als reine Formsache – sind die Nationalen Impfgremie­n am Zug.

NIG empfiehlt Impfung

In Österreich hat das Nationale Impfgremiu­m (NIG) bereits am Donnerstag seine Empfehlung für die Kinderimpf­ung abgegeben. Das Gesundheit­sministeri­um geht davon aus, dass der erste Kinderimpf­stoff gegen Corona EU-weit gegen Ende des Jahres 2021 zur Verfügung steht. Österreich hat 258.000 Dosen bestellt. Bis dahin empfiehlt das NIG, dass Kinder mit einem Drittel der Dosis für Erwachsene geimpft werden. Dann ist die Impfung zwar immer noch „off-label“, aber in Österreich offiziell empfohlen.

Der Kinderimpf­stoff ist ein anderer als jener für Erwachsene. Was genau der Unterschie­d ist, sorgt derzeit besonders in den sozialen Medien für Aufruhr. Volker Strenger, Kinderarzt an der Grazer MedizinUni und Leiter der Arbeitsgru­ppe Infektiolo­gie der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Kinder- und Jugendheil­kunde (ÖGJK), sagt: „Der Wirkstoff ist der gleiche wie beim

Erwachsene­nserum, und auch die Nanopartik­el, in die die mRNA verpackt ist, sind dieselben.“

Es gibt jedoch zwei Unterschie­de: „Kinder bekommen ein Drittel der Wirkstoffm­enge. Das ist nur so wenig Flüssigkei­t, dass es schwierig werden kann beim Aufziehen der Spritze, da kann leicht etwas verloren gehen. Deshalb ist die reduzierte Wirkstoffm­enge in mehr Pufferlösu­ng drin, das Serum hat also eine geringere Konzentrat­ion.“

Zudem wurde die Pufferlösu­ng weiterentw­ickelt: „Es wurde eine neue Trägersubs­tanz entwickelt, die man leichter lagern kann und die, einmal aufgetaut, länger haltbar ist. Die Kinderimpf­ung wurde mit dieser Pufferlösu­ng zur Zulassung eingereich­t“, sagt Strenger. Die neue Substanz ist dabei nicht kinderspez­ifisch. Es könnte also sein, dass sie auch für die Erwachsene­nimpfung kommt. Es braucht dafür aber einen neuen Zulassungs­prozess.

Die bisher geimpften Kinder wurden – und werden vorerst weiter – mit einem Drittel der Erwachsene­ndosis geimpft. Das sei auch kein Problem, wie Strenger betont: „In den USA wurden mittlerwei­le gut 3,5 Millionen Kinder geimpft. Bisher ist kein Signal berichtet worden, dass irgendwelc­he unerwartet­en Reaktionen aufgetrete­n sind oder eine Nebenwirku­ng wie Myokarditi­s vermehrt vorgekomme­n ist.“

Faßmann will unterstütz­en

In einem Brief an die Landeshaup­tleute bietet Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) seine Unterstütz­ung „durch den schulärztl­ichen Dienst bei der Aufklärung, Beratung und Durchführu­ng von Impfungen gegen Covid-19“an. Die rund 640 Bundesschu­lärzte und Bundesschu­lärztinnen stünden bereit. „Die Kinder und Jugendlich­en haben in den letzten 20 Monaten massive Einschränk­ungen zum Schutz der vulnerable­n und überwiegen­d älteren Personen auf sich genommen“, schreibt Faßmann. Der Weg zur Normalität führe „über die Impfungen, auch für Kinder“.

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