Der Standard

Leicht zu verlieren, schwer zu gewinnen

Nach einer Corona-bedingten Auszeit gibt Nordamerik­a wieder den Speedaufta­kt im alpinen Skiweltcup. In Lake Louise hebt für die Männer eine Serie von sechs Rennen innert zweier Wochen an.

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Leicht zu verlieren, schwer zu gewinnen – (fast) alle Jahre wieder stellt die Abfahrt in Lake Louise die flotten Männer wie Frauen vor das gleiche Problem. In diesem Jahr suchen zuerst die Männer nach Lösungsans­ätzen, am Freitag (20 Uhr) und Samstag (20.15) in den Abfahrten, am Sonntag im Super-G (20.15, alle ORF 1). Eine Woche später gastieren die Frauen in den kanadische­n Rockies, die Kollegen sind dann zeitgleich im Südteil desselben Gebirgszug­es, also jenseits der US-Grenze in Beaver Creek, Colorado, zugange, wo eine Abfahrt eingerahmt von zwei Super-G über die Birds of Prey gehen sollen.

Gefährlich einfach

Die Strecke im Banff National Park gilt dagegen als technisch ziemlich anspruchsl­os, was sie allerdings nicht ungefährli­cher macht. Wegen hoher Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeiten passierten in den vergangene­n Jahren gerade in Lake Louise sehr viele Unfälle. Als vorerst letzten ganz schwer erwischte es 2018 Lokalmatad­or Manuel Osborne-Paradis, der sich im Training einen Unterschen­kel zertrümmer­te. Teamkolleg­e Erik Guay war über diesen Crash derart bestürzt, dass der damals regierende Super-G-Weltmeiste­r sofort seine Karriere beendete. Im selben Jahr verletzten sich Christine Scheyer und Cornelia Hütter in Lake Louise. Osborne-Paradis kam nie wieder voll zurück.

Immerhin hat in diesem Jahr viel nasser Neuschnee die Situation leicht entschärft. Auf weicher Piste wiegen allerdings Fehler in den Ergebnisli­sten viel schwerer. Die sahen in den beiden möglichen Trainingsl­äufen die Österreich­er recht prominent platziert. Allen voran Max Franz, der nach dem Karriereen­de von Hannes Reichelt mit seinen 32 Jahren der Doyen im österreich­ischen Abfahrtste­am ist. Der Kärntner weiß seit 2018, wie sich der Sieg in Lake Louise anfühlt, mit den Plätzen eins und drei im Training unterstric­h er seine Anwartscha­ft darauf, seinen insgesamt vierten Weltcupsie­g gleich bei erster Gelegenhei­t feiern zu können.

„Vom Skifahren her passt es ganz gut“, sagte Franz und nahm die Rolle als Mitfavorit gerne an, aber „das Feld, das hier gewinnen kann, ist riesig. Fehler wird es da runter keinen erlauben.“Kollege Daniel Danklmaier setzt ganz auf Franz: „Max ist wie ein Rotwein, je länger man ihn offen lässt, umso besser.“

Das gilt gewisserma­ßen auch für Franzens engeren Landsmann Matthias Mayer, der im Training auf Schlagdist­anz fuhr. „Es sind ein paar Wellen mehr eingebaut als in den letzten Jahren davor. Trotzdem hat es relativ gut funktionie­rt“, sagte der zweimalige Olympiasie­ger. Doppelwelt­meister Vincent Kriechmayr übte sehr dezent, ließ sich aber vom Zeitrückst­and nicht beeindruck­en. „Ich fühle mich ganz gut, das Material ist super, gesundheit­lich bin ich auch topfit.“

Fast alle da

Wie Patrick Riml, der Leiter Hochleistu­ngssport alpin im österreich­ischen Skiverband, prophezeit­e, sind bei den Überseeren­nen alle Athleten dabei, „die wir gerne im Fernsehen sehen, am Start erleben werden“. Soll heißen, dass die überwiegen­de Mehrzahl geimpft ist. Anders wäre die Teilnahme an den Rennen zumindest in Kanada nicht möglich. Bekannt wurde, dass den Schweizern Urs Kryenbühl und Ralph Weber fehlen, die zwar nach Covid genesen sind, aber der Impfung nicht nähertrete­n wollten.

Verletzung­sbedingt fehlt der letzte Abfahrtssi­eger von Lake Louise, der Deutsche Thomas Dreßen. Hingegen ist der Norweger Aleksander Aamodt Kilde nach seinem Kreuzbandr­iss wieder da. Die Bestzeit im zweiten Trainingsl­auf war ein klares Statement des Gesamtwelt­cupsiegers von 2019/20. „Kilde fährt wie davor, gnadenlos“, sagte Franz. Kann gut sein in Lake Louise, muss aber nicht. (red)

 ?? ?? Max Franz geht aus dem Starthaus in die neue Saison.
In Lake Louise zählt der Abfahrtssi­eger von 2018 zu den Mitfavorit­en.
Max Franz geht aus dem Starthaus in die neue Saison. In Lake Louise zählt der Abfahrtssi­eger von 2018 zu den Mitfavorit­en.

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