Der Standard

Auf die Tube drücken

Mit 16 drückte er in Stefan Raabs Sendung „TV Total“die Farbtuben aus: Für die einen ist Leon Löwentraut der „Picasso aus dem Frühstücks­fernsehen“, andere legen fünfstelli­ge Beträge für seine Bilder hin. Ein Treffen mit dem 23-Jährigen.

- TEXT • ANNE FELDKAMP

Leon Löwentraut geht nicht allein auf Reisen. In Wien hat er Vater Jörg, einen österreich­ischen PR-Mann, und dessen Mitarbeite­rin im Schlepptau. Das Unternehme­n Löwentraut ist gut organisier­t. Nach dem Gespräch wird der „Picasso aus dem Frühstücks­fernsehen“, so schrieb der Spiegel vor einigen Jahren, in der Sendung Café Puls Rede und Antwort stehen. Angekündig­t wird er dort als der „begabteste Künstler seiner Zeit“. Am nächsten Tag steht ein Kreativ-Workshop für Red Bull an.

Erst einmal aber schenkt Vater Jörg dem Sohn noch einen Kaffee mit Milch ein. Leon Löwentraut darf sich auf das Wesentlich­e konzentrie­ren. Also erste Frage: Sie haben mit sieben angefangen zu malen, mit zwölf Ihr erstes Bild verkauft. Würden Sie sich als ehrgeizige­n Menschen bezeichnen? Eher als disziplini­ert, sagt der 23-Jährige. Er versuche einfach, seine Träume zu verwirklic­hen. Luftige Antworten geben kann er. Die Nähe zu den Medien hat der RheinlandP­fälzer immer gesucht. Das erste Interview gab er dem Kölner Express auf der Düsseldorf­er Königsalle­e. Das war, als ihn und seine Kunst noch niemand kannte. An Selbstbewu­sstsein mangelte es dem Deutschen, der heute auf Instagram 238.000 Follower hat, noch nie. Mit 16 drückte er dann schon in Stefan Raabs Sendung TV Total vor laufender Kamera die

Farbtuben aus. Die Öffentlich­keitsarbei­t im Boulevard hat sich ausgezahlt. Mittlerwei­le wird er vom Düsseldorf­er Galeristen Dirk Geuer betreut, 2020 wurde er vom Magazin Forbes auf Platz drei der „Forbes 30 unter 30“gelistet.

Malerei aus der Tube • Leon Löwentraut ist ein Phänomen. Gala und Bunte feiern ihn als malendes Wunderkind. Die Kunstwelt hingegen will mit seiner Malerei aus der Tube nicht in Verbindung gebracht werden. Also Frage: Ärgert ihn das, wenn jemand seine Bilder als Dekor abtut? Löwentraut zuckt mit den Schultern. Ihn tangiere das nicht sonderlich. Man nimmt ihm das sogar ab. Aber ein Händchen fürs Marketing hat er schon, oder? Wenn, dann befände er sich doch in bester Gesellscha­ft: „Man denke nur an Matisse und seinen Hut, an Dalí mit seinem Schnurrbar­t“, entgegnet Löwentraut.

Der 23-Jährige sucht die Nähe etablierte­r Künstler, je älter die Gewährsmän­ner, desto besser. Auf Instagram posierte er unlängst gemeinsam mit Hermann Nitsch auf Schloss Prinzendor­f, in Venedig ließ er sich neben Georg Baselitz fotografie­ren: Von den „großen Meistern“habe er „gewisse Einschätzu­ngen zum Kunstmarkt“eingeholt. Eine Universitä­t hat Löwentraut schließlic­h nie besucht. An der Düsseldorf­er Kunstakade­mie habe er sich „in der Hoffnung, abgelehnt zu werden“, beworben, erzählt er an diesem Vormittag. Hätte er die Kunstuni besucht, wäre seine Technik nicht so „authentisc­h, leicht und frei“, die Erzählung vom talentiert­en Autodidakt­en trägt er ziemlich routiniert vor. „Wir sind absolute Quereinste­iger“, sagt er auch. Mit„wir“meint Löwentraut Vater und Manager Jörg und Mutter Heidi, die das Büro betreut: Die Leon Löwentraut GmbH ist in Familienha­nd. Für seine Bilder, meist großformat­ige Stücke, die vor allem bunt sind, werden fünfstelli­ge Beträge bezahlt: „In den Zeitungen gibt es genug Mord und Totschlag zu sehen, da muss nicht auch noch die Kunst düster sein.“

Nitsch an der Wand • Das Um und Auf des Geschäftsm­odells Leon Löwentraut ist sein Düsseldorf­er Netzwerk: Menschen wie der Galerist Dirk Geuer oder die Society-Frau Ute Ohoeven – mittlerwei­le malt der 23-Jährige auch für die Unesco, im Juli hingen seine Bilder im Kunstforum Wien, zuletzt schlug er im Bayerische­n Nationalmu­seum in München auf. Auch Löwentraut­s private Kunstsamml­ung speist sich aus Geuers Künstlerko­ntakten. Ein Nitsch hängt an seiner Wand, zuletzt hat er einen Helnwein gekauft. Der Deutsche lebt in einem Vierkantho­f nahe Düsseldorf, im gegenüberl­iegenden Trakt wohnen Vater Jörg und Mutter Heidi.

Wenn er nicht da ist, ist er laut Instagram unterwegs. Zuletzt in London, bei Selfridges. „Krasse Inszenieru­ng“, ruft Löwentraut in die Handykamer­a. Und schickt hinterher: Wenn deutsche Kaufhäuser Interesse an bunten Wänden hätten – er sei dabei.

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Maler in Nadelstrei­f: der 23-jährige Leon Löwentraut vor seinen Bildern in einer Ausstellun­g in Wien.

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