Der Standard

7 Noch kurz die Welt retten

- Gregor Auenhammer

Die Welt braucht mehr als schöne Worte, mehr als Absichtser­klärungen, mehr als „Blah blah blah“, diagnostiz­iert Greta Thunberg, Stimme der Fridays-for-Future-Bewegung. In diesen Kanon stimmt regelmäßig auch Arnie „the Styrian oak“Schwarzene­gger ein. Als Terminator in „Action“wäre er seinerzeit eine Option gewesen. Aber eigentlich kann es nur einen geben, der die Welt regelmäßig vor allem Bösen rettet, und das ist Bond, James Bond.

Selbst im „echten Leben“kann es schon einmal vorkommen, dass man sich wie auf einem Achterbahn-Looping fühlt, wenn man über die steilen Kopfsteinp­flaster der „gottlosen“Felsenstad­t Matera cruist, auch wenn man nicht von der vernarbten Visage Daniel Craigs gejagt, sondern nur von einem Tuk Tuk durchgerüt­telt wird. Ein solches würde ein Sir wie Bond selbstvers­tändlich nur im Notfall gegen seinen Aston Martin tauschen. Die Tour mit solch einem Dreiradler quer durch Bangkok kann der Autor dieser Zeilen aber durchaus nur empfehlen. Aber das ist eine andere Geschichte. Oder auch nicht. Während man wie dieser Tage, in denen Bond mit Moneypenny, aus der Warteschle­ife der Ewigkeitsg­asse heraus startend, wie üblich nicht nur die Kulturhaup­tstadt, sondern gleich die ganze aus den Fugen geratende Welt rettet, diskutiert, wer der beste 007 aller Zeiten, wer der best-böseste Bösewicht, wer „the sexiest“Bond-Girl (Achtung, aussterben­de Spezies) ist, wird die eigentlich­e Frage aller Fragen sträflich außer Acht gelassen. Denn die ultimative­n Stars der nach Ian Flemings Vorlage designten Actionkrim­is waren von jeher und sind nebst Autos des Agenten Ihrer Majestät die traumhafte­n, aber bedrohten Kulissen unseres Planeten. Und ja, es wäre Zeit für eine Jane Bond.

Paul Duncan hat The James Bond Archives gesichtet und in einem Prachtband versammelt. Das Ergebnis – bestehend aus Skizzen, Fotos, Berichten, technische­n Finessen, Einblicken in Making-of und cinematogr­afischer Einordnung – ist mehr als ein Kompendium aus 60 Jahren, eher Hommage an Kult und Design. Detailverl­iebt und enzyklopäd­isch: Kurvenkund­e der besonderen Art, cool serviert mit Martini, „geschüttel­t, nicht gerührt“. Obgleich die infame, skrupellos­e Realität die Fiktion schon längst überholt hat, gilt weiterhin die Maxime: keine Zeit zu sterben.

 ?? ?? Gregor Auenhammer ist Leiter der Produktion­splanung im ΔTANDARD und ansonsten (von sich selbst) beauftragt mit der Erkundung des Abseitigen, des Aus-derZeit-Gefallenen, überprüfba­r in seinem aktuellen Buch „Die Flüsse Wiens“.
Gregor Auenhammer ist Leiter der Produktion­splanung im ΔTANDARD und ansonsten (von sich selbst) beauftragt mit der Erkundung des Abseitigen, des Aus-derZeit-Gefallenen, überprüfba­r in seinem aktuellen Buch „Die Flüsse Wiens“.
 ?? ?? Paul Duncan (Hg.), „The James Bond Archives“. € 150,– / 648 Seiten. Taschen-Verlag, 2021
Paul Duncan (Hg.), „The James Bond Archives“. € 150,– / 648 Seiten. Taschen-Verlag, 2021
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