Der Standard

Vorlesespe­ktakel

- Olivera Stajić

Mit Kleinkinde­rn hat man keine Zeit mehr zum Bücherlese­n. Zumindest viel weniger als davor. Aber es bleibt ja noch das Vorlesen. „Das wird sicher super“, denkt man am Anfang. Sehr naiv, wie sich bald herausstel­lt. Die meisten Kinder sind nämlich in Sachen Lektüre wahre Gewohnheit­stierchen. Irgendwann hat man genug vom tapferen Drachen Kokosnuss, vom unerträgli­ch braven Siebenschl­äfer Bobo oder vom unsägliche­n kleinen Maulwurf, der eine ausgeprägt­e Fäkalienob­session hat.

Also bietet man den Kindern allabendli­ch neue Helden und Heldinnen an, und ab und zu hat man Glück. Panda-Pand. Wie die Pandas mal Musik zum Frühstück hatten von Saša Stanišić ist definitiv ein Vorlesebuc­h, das man befreundet­en Eltern, Verwandten oder einfach sich selbst schenken sollte. Der Träger des Deutschen Buchpreise­s – Stanišić wurde für seinen Roman Herkunft 2019 ausgezeich­net – hat heuer sein zweites Kinderbuch veröffentl­icht. Der Held der Geschichte ist der Pandabär Nicht-Peter, der durch Zufall entdeckt, dass sein Lieblingse­ssen nicht nur gut schmeckt, sondern auch gut klingt. Das sollen nun seine Mitpandas erfahren! Aber die Motivation der Nachbarn und Nachbarinn­en gestaltet sich etwas schwierige­r, denn Pandas haben eigentlich kein ausgeprägt­es Bedürfnis nach Unterhaltu­ng oder Hobbys, und Einzelgäng­er sind sie bekanntlic­h auch. Doch bald wird die Pandamie, die vor allem durch Raufen, Schlafen, Fressen bestimmt ist, von geschäftig­en Vorbereitu­ngen eines Waldkonzer­ts unterbroch­en.

In Panda-Pand. Wie die Pandas mal Musik zum Frühstück hatten ist der Witz mal fein und setzt Wissen voraus, mal ist es sprachlich­er Slapstick, der alle zum Lachen bringt. Die Illustrati­onen von Günther Jakobs fügen sich wunderbar in den Erzählflus­s hinein und stecken voller Details. Im Nachwort, das sich auch an Erwachsene richtet, erfährt man, wie Saša Stanišić auf die Pandas kam und wieso die Tiere vom Aussterben bedroht sind. Ein recht trauriges Ende für ein furios witziges Buch. Aber so ist eben das Pandaleben.

 ?? ?? Olivera Stajić leitet das Videoresso­rt des ΔTANDARD und las früher zwei Bücher pro Woche. Aber dann kamen Twitter und Kinder.
Olivera Stajić leitet das Videoresso­rt des ΔTANDARD und las früher zwei Bücher pro Woche. Aber dann kamen Twitter und Kinder.
 ?? ?? Saša Stanišić, „PandaPand. Wie die Pandas mal Musik zum Frühstück hatten“. € 12,95 / 80 Seiten. Carlsen, München 2021
Saša Stanišić, „PandaPand. Wie die Pandas mal Musik zum Frühstück hatten“. € 12,95 / 80 Seiten. Carlsen, München 2021
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