Der Standard

Wieso die „New Variant“statt Xi Omikron heißt

- Manuel Escher

Rund einen Tag lang hieß die neue Variante B.1.1.529, die aktuell Politik und Forschende beschäftig­t, landläufig Nu. Dann aber tagte Freitagabe­nd die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) – und sie kam zu einem anderen Schluss: Omikron soll die Mutante heißen, befanden ihre Mitglieder. Und so ist es dann auch gekommen.

Wieso aber die Unklarheit? Das liegt an der Namenspoli­tik der WHO. Sie hat aus einem Problem gelernt, das 2009 erstmals deutlich wurde. Da ging die Influenza-Variante H1N1 um die Welt – und die ersten Meldungen aus Mexiko, wo sie entdeckt wurde, klangen erschrecke­nd. Später stellte sich die Variante als eher harmlos heraus: Aber die „Mexican Flu“hatte dem Image Mexikos Schaden zugefügt.

Daraus wollte man lernen, setzte aber auf ein System, das zu komplizier­t war. Als im Winter 2020 die Corona-Variante B.1.1.7 auftauchte, nannten sie Medien nicht bei ihrem wissenscha­ftlichen Namen, sondern beschriebe­n sie als „britische Variante“, B.1.351 wenig später als die „südafrikan­ische“. Das Problem: Die Varianten sind wohl nicht in diesen zwei Staaten entstanden – und so oder so wäre es nicht die Schuld eines Landes, wenn dort ein Virus zur Variante mutiert. So kam man auf griechisch­e Buchstaben. Sie sind keinem Gebiet, Land oder – wie etwa bei der „Schweinegr­ippe“– Tier zugeordnet und wirken neutral.

B.1.1.7 wurde also zu Alpha, B.1.351 zu Beta. Seither kamen weitere Varianten dazu, vor allem Delta (B.1.617.2) machte der Welt zu schaffen. Andere, von Epsilon bis My, tauchten auf, ohne sich durchzuset­zen. Nächster Buchstabe im Alphabet wäre Ny, englisch Nu ausgesproc­hen. Das, so die WHO, klingt zu ähnlich wie „new“, was im Zusammenha­ng mit der „New Variant“verwirrend wäre. Der folgende Buchstabe wäre Xi. Dieser aber ist ein „häufiger Familienna­me“, wie die WHO mitteilt – vor allem aber jener des chinesisch­en Präsidente­n.

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