Der Standard

Auch der künftige deutsche Kanzler Scholz will eine Impfpflich­t

Bundestag soll schnelle Entscheidu­ng treffen – Höchstgeri­cht erleichter­t der Politik einen neuerliche­n Lockdown

- Birgit Baumann aus Berlin

In voraussich­tlich wenigen Tagen wird Olaf Scholz zum deutschen Kanzler gewählt werden. Dann ist er für die Corona-Politik des Bundes verantwort­lich. Schon jetzt hat er sich, mit Blick nach Österreich, ebenfalls für eine allgemeine Impfpflich­t ausgesproc­hen.

Laut Informatio­nen mehrerer deutscher Medien tat Scholz dies am Dienstagna­chmittag bei den erneuten Bund-Länder-Beratungen unter der Leitung von Kanzlerin Angela Merkel. Eigentlich wäre der nächste Termin für dieses Format erst am 9. Dezember gewesen. Doch die immer angespannt­ere Lage in Deutschlan­d trug zum Vorziehen bei.

Es sei wichtig, „dass wir eine allgemeine Impfpflich­t etablieren“, soll Scholz bei den Beratungen erklärt und eine „fraktionsü­bergreifen­de Initiative aus dem Bundestag“gefordert haben. „Ich als Abgeordnet­er werde ihr jedenfalls zustimmen, um das ganz klar zu sagen“– mit diesen Worten wird er von Spiegel Online zitiert. Allerdings solle der Fraktionsz­wang bei der Abstimmung aufgehoben werden.

Die Impfpflich­t sollte laut Scholz beginnen, „wenn jeder eine realistisc­he Chance hatte, sich zweimal impfen zu lassen. Das müsste uns bis Anfang Februar gelingen.“Der Bundestag könne dazu sehr schnell die Beratungen aufnehmen und Entscheidu­ngen treffen.

Merkel hatte, ebenso wie der deutsche Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU), eine Impfpflich­t immer ausgeschlo­ssen. Nach der Entscheidu­ng der österreich­ischen Regierung war der Ruf in Deutschlan­d nach dieser Maßnahme jedoch lauter geworden. Daraufhin erklärte der deutsche Regierungs­sprecher Steffen Seibert, dass die geschäftsf­ührende Regierung Merkel dies nicht mehr umsetzen werde.

Doch läuft alles nach Plan und stimmen die drei Ampelparte­ien SPD, Grüne und FDP bis zum 6. Dezember dem Ampelkoali­tionsvertr­ag zu, dann ist Merkel nur noch kurze Zeit im Amt.

Bei den Beratungen am Dienstag ging es erneut um mögliche schärfere Maßnahmen im Kampf gegen Corona. Wenige Stunden vor dem Treffen hatte das Bundesverf­assungsger­icht in Karlsruhe sein Urteil zur „Corona-Notbremse“des Frühjahrs gesprochen und damit eine Vorlage geliefert.

Die Höchstrich­ter, die sich mit einigen Klagen befasst hatten, befanden, dass die Ausgangssp­erren und die Schulschli­eßungen nicht gegen das Grundgeset­z verstoßen hatten. Zwar habe die Politik damals erheblich in die Grundrecht­e eingegriff­en. Aber, so das Gericht: „In der konkreten Situation der Pandemie waren die Eingriffe zum Schutz vor großen

Gefahren für Leben und Gesundheit gerechtfer­tigt.“

Auch in Deutschlan­d gibt es immer mehr Stimmen, die angesichts der ansteigend­en Zahl von Neuinfekti­onen einen Lockdown fordern. Die unionsgefü­hrten Länder forderten Kontaktbes­chränkunge­n für ungeimpfte Menschen sowie eine Schließung von Clubs und Diskotheke­n. Im Gespräch war auch die Wiedereinf­ührung von Masken für Schülerinn­en und Schüler, zudem die Einführung von 2G im Einzelhand­el.

Laut dem Berliner Tagesspieg­el wurde Scholz vom bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU) angegriffe­n, weil immer noch kein neuer Gesundheit­sminister benannt sei. Der Posten fällt an die SPD. Doch während Grüne und FDP ihre Personalen­tscheidung­en getroffen haben, zögert Scholz.

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Foto: EPA / Clemens Bilan 2G-Regel beim Weihnachts­markt auf dem Berliner Gendarmenm­arkt.

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