Der Standard

Kritik an Auftrag vom Land für ÖVP-nahe Agentur

Neos orten Steuergeld für schwarzen Vorwahlkam­pf

- Sebastian Fellner

Um Niederöste­rreich gezielt weiterzuen­twickeln, will die dortige Landesregi­erung eine Strategie erarbeiten. 1,7 Millionen Euro soll das Vorhaben „Landesstra­tegie Niederöste­rreich 2030“kosten. Es soll um die großen Fragen gehen: wie die Gesellscha­ft organisier­t sein soll, wie sie sich identifizi­ert. Die Neos kritisiere­n, wo das Geld dafür landet – und werfen der mit absoluter Mehrheit regierende­n ÖVP vor, das Steuergeld für eine versteckte Kampagne vor der Landtagswa­hl 2022 zu nutzen.

Denn ein großer Teil der Kosten fließt in eine Veranstalt­ungsserie, die im Herbst 2021 angelaufen ist. Mit der Durchführu­ng der insgesamt sechs Events wurde die Firma Media Contacta beauftragt. Sie ist in Niederöste­rreich keine Unbekannte.

Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns ist Peter Madlberger. Er war bis 2016 Stadtrat in Korneuburg – auf einem ÖVP-Ticket. Peter Madlberger ist in Niederöste­rreich und in der Volksparte­i gut vernetzt: Die Media Contacta erhält Aufträge von der niederöste­rreichisch­en Wirtschaft­skammer genauso wie von der damals noch sehr türkisen Bundespart­ei im Wahlkampf 2017. Mit seiner zweiten Firma, dem InnovaVerl­ag, produziert Madlberger auch die Funktionär­szeitung der niederöste­rreichisch­en Volksparte­i.

Für diesen Auftrag an die Media Contacta gab es keine direkte Ausschreib­ung. Die Landesregi­erung hat auf einen Rahmenvert­rag zurückgegr­iffen, den sie schon vor einiger Zeit ausgeschri­eben hat: Für Eventmanag­ementleist­ungen in den Jahren 2020 bis 2024 kann das Land sowie einige seiner Gesellscha­ften Leistungen bei der Media Contacta im Rahmen von 230.000 Euro pro Jahr buchen.

Für die Veranstalt­ungsreihe veranschla­gt die Landesregi­erung 700.000 Euro – der Beschluss der Regierung liegt dem STANDARD vor, ebenso das Angebot der Media Contacta: Sie plant, 551.000 Euro für Drittleist­ungen – also etwa Saalmieten und zugekaufte­s Catering – auszugeben und 95.000 Euro für eigene Dienstleis­tungen zu verrechnen, jeweils ohne Mehrwertst­euer.

„Vorwahlkam­pf der ÖVP“

„In Wahrheit handelt es sich bei der Landesstra­tegie um den Vorwahlkam­pf einer machtverli­ebten ÖVP, die damit ihre letzte absolute Mehrheit retten will“, sagt die niederöste­rreichisch­e Neos-Chefin Indra Collini zum STANDARD. „Dazu werden Steuergeld­er zweckentfr­emdet und ohne Ausschreib­ung in die Haus- und Hofagentur der ÖVP geleitet. Dass SPÖ und FPÖ diesem dreisten Vorgehen zustimmen, zeigt, dass der Proporz der Vergangenh­eit angehört und nicht zukunftsfä­hig ist.“

Der niederöste­rreichisch­e Landesamts­direktor Werner Trock erwidert dem, dass „alle Entscheidu­ngen, die im Laufe der Landesstra­tegie 2030 getroffen wurden, auch von allen Mitglieder­n der niederöste­rreichisch­en Landesregi­erung“, also auch von den SPÖ- und FPÖ-Landesräte­n, mitgetrage­n worden seien. Das gelte auch für die Beauftragu­ng der Media Contacta. Und: Der Rahmenvere­inbarung mit der Agentur sei ja eine Ausschreib­ung vorangegan­gen, „die Vorwürfe können deshalb nicht nachvollzo­gen werden“.

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