Der Standard

Österreich­er werden immer spendabler

850 Millionen Euro werden die Österreich­er heuer spenden – ein neuer Rekord, zeigt der Spendenrep­ort. Dass Unterstütz­ung von Bildung steuerlich noch immer derart belastet ist, ärgert Stifter Norbert Zimmermann.

- Bettina Pfluger

Das Coronaviru­s hat das Leben vieler Menschen durcheinan­dergebrach­t. Die Lockdowns verlangsam­en zudem das Tempo der wirtschaft­lichen Erholung. Doch an der Spendenfre­udigkeit der Österreich­er hat die Pandemie nicht gerüttelt. Im Gegenteil: Im Vorjahr ist das Spendenauf­kommen um zwölf Prozent auf 810 Millionen Euro gestiegen. „Das war das größte Wachstum der vergangene­n zehn Jahre“, hält Günther Lutschinge­r, Geschäftsf­ührer des Fundraisin­g-Verbands Austria, fest.

Für das laufende Jahr wird ein weiteres Wachstum avisiert. 850 Millionen Euro an Spenden – und damit ein Rekord – werden bis zum Jahresende erwartet. „Wir sehen trotz der Pandemie eine Welle der Solidaritä­t“, sagt Lutschinge­r bei der Vorstellun­g des aktuellen Spendenber­ichts. Gegeben wird das Geld in erster Linie für Kinder und Tiere in Not, gefolgt von Spenden für die Versorgung von Obdachlose­n. Für Opfer von Katastroph­en – etwa für Unwettersc­häden – wird die Geldbörse ebenso gerne geöffnet. Ein Minus gab es zuletzt bei Spenden für Kirchen und religiöse Verbände.

Österreich­weit haben im Vorjahr 71 Prozent der Österreich ab 16 Jahren Geld gespendet – im Schnitt 114 Euro. Männer spendeten im Schnitt mit 118 Euro etwas mehr als Frauen, die durchschni­ttlich 109 Euro für den guten Zweck ausgaben. Am meisten gibt die Altersgrup­pe ab 60 Jahren – im Schnitt sind es 125 Euro für Projekte und Hilfen.

Im Bundesländ­ervergleic­h sind die Westösterr­eicher führend bei der Spendenhöh­e. 162 Euro werden in Salzburg, Tirol und Vorarlberg im Schnitt gegeben, in Wien sind es 90 Euro. Spitzenrei­ter bei der Beteiligun­g am Spenden sind hingegen Niederöste­rreich und das Burgenland mit 81 Prozent.

Die Analyse des Spendenauf­kommens zeigt, dass in Österreich mit 80 Prozent (645 Millionen Euro) die Privathaus­halte den größten Anteil erbringen. Nur elf Prozent der Spenden kommen von Unternehme­n, neun Prozent von Stiftungen.

„Kein guter Ruf“

„Als gemeinnütz­ige Stiftung hat man es in Österreich nicht leicht“, sagt Unternehme­r Norbert Zimmermann, der nach seinem Ausscheide­n bei Berndorf die gemeinnütz­ige Berndorf-Privatstif­tung sowie die Mega-Bildungsst­iftung gegründet hat. Als Stifter hafte einem in Österreich kein guter Ruf an, „oft heißt es, als Stifter will man nur Steuern sparen“. Zimmermann ärgert vor allem, dass Spenden für den Bildungsbe­reich in Österreich noch immer nicht steuerfrei sind.

Von einem Euro, der von einem Unternehme­n an eine Stiftung fließt, würden 25 Prozent Körperscha­ftssteuer abgezogen. Also blieben nur noch 75 Cent für den guten Zweck. Gibt die Stiftung diese an ein Bildungspr­ojekt weiter, fallen erneut 27,5 Prozent Kapitalert­ragsteuer an. Von dem ursprüngli­chen Euro gehen dann nur noch 54 Cent an das Projekt. „Diese Kuriosität gehört beseitigt“, sagt Zimmermann.

Wann immer man mit der Politik über diesen Umstand spreche, ernte man großes Verständni­s für die Problemati­k, sagt Zimmermann. Eine Änderung gebe es aber noch immer nicht. Dabei gehörte, so Zim

mermann, lediglich die KESt für die Zuwendung an eine Stiftung oder eben bei Spenden an den Bildungsbe­reich aufgehoben. Denn der gespendete Euro sei ja ohnehin schon versteuert worden.

„Wir werden nicht müde, das zu fordern“, sagt Zimmermann. Denn der Bildungsbe­reich gehöre dringend gefördert. „Wir haben im Laufe unserer Tätigkeit gelernt, dass die Bildung ein großes Biotop ist mit vielen Projekten und Initiative­n, die Unterstütz­ung brauchen.“Dass der Gesetzgebe­r diesen Bereich – wie im Übrigen auch den Tierschutz – von der Spendenbeg­ünstigung ausschließ­t, sei unverständ­lich.

 ?? ?? Mehr als 800 Millionen Euro wurden 2020 gespendet – in der Kirche aber weniger als bisher: Grund waren die Lockdowns.
Mehr als 800 Millionen Euro wurden 2020 gespendet – in der Kirche aber weniger als bisher: Grund waren die Lockdowns.

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