Der Standard

Violett schreibt dunkelrote Zahlen

Auch die vergangene Saison endete für die Austria mit einem Minus. Eine österreich­ische Investoren­gruppe soll die drohende Insolvenz verhindern. In spätestens drei Wochen müssen alle Details geklärt sein.

- Philip Bauer

Wenn Vorstand Gerhard Krisch über die finanziell­e Situation der Austria spricht, ist zumeist von einem Rucksack die Rede. Gemeint sind die Altlasten des Vereins, und die sind in der Saison 2020/21 nicht kleiner geworden. Das Jahreserge­bnis nach Steuern wird mit einem Minus von 4,6 Millionen Euro angegeben. Das Fremdkapit­al beträgt 79,6 Millionen Euro, das negative Eigenkapit­al ist auf 19,2 Millionen Euro angewachse­n. Da drängt sich dem geneigten Beobachter eine Frage auf: Ist das noch ein Rucksack oder schon ein Schwertran­sportanhän­ger?

Das Minus aus der vergangene­n Saison hat Krisch nicht zu verantwort­en. Der Mann ist sein Amt erst im Mai angetreten. Seine Mission ist es, den Klub vor der Insolvenz zu bewahren. „Es hilft mir nicht, permanent in den Rückspiege­l zu schauen“, sagt Krisch nach Veröffentl­ichung der Kennzahlen am Dienstag zum STANDARD. Die Austria habe die Probleme Länge mal Breite analysiert. „Wir wissen, an welchen Schrauben wir drehen müssen. Wir haben in vielen Bereichen Kostensitu­ationen, die wir attackiere­n müssen. Und das machen wir bereits.“

Aber nur mit Stromspare­n ist die Austria nicht zu retten. Damit am Verteilerk­reis nicht das Worst-CaseSzenar­io eintritt, muss ein Investor Geld zuschießen. Seit Montag ist Krisch diesbezügl­ich etwas leichter. Der Verwaltung­srat hat seinem Vorschlag zu finalen Gesprächen mit einer „mehrheitli­ch österreich­ischen Investoren­gruppe“zugestimmt. Der

Gruppe gehören Ex-LASK-Vizepräsid­ent Jürgen Werner und Teile des aktuellen Präsidiums an: „In den nächsten zwei, drei Wochen müssen wir den Vertrag unterschri­ftsfertig auf dem Tisch haben. Es geht um Details.“Und wohl um rund elf Millionen Euro.

Neben der sogenannte­n Viola Investment GmbH waren zwei weitere Investoren in die engere Auswahl gekommen: einerseits der Unternehme­r Utz Claassen, Kurzzeitpr­äsident von Hannover 96 und ehemaliger Besitzer von Real Mallorca. Anderersei­ts der Spanier Ivan Bravo, Chef der Aspire Academy in Katar. Seit Wochen war zu hören, dass der Verein eine lokale Lösung vorziehen würde. Das unglücklic­he Abenteuer mit der Insignia Group des georgische­n Geschäftsm­annes Michael Surguladze – ein Lehrbeispi­el für gescheiter­te Kommunikat­ion – sollte sich nicht wiederhole­n.

Vier im Minus

„Wir wollen 2022/23 operativ wieder positiv sein. In der aktuellen Saison möchte ich einen Trend in diese Richtung sehen. Dazu müssen wir den Zusehern aber einen spannenden Fußball bieten“, sagt Krisch. Zumindest diesem Anspruch wird die Austria den Umständen entspreche­nd gerecht. Trainer Manfred Schmid und Sportdirek­tor Manuel Ortlechner tragen ihren Teil dazu bei, die Fans wieder in die GeneraliAr­ena zu locken. Die junge Mannschaft spielt einen Fußball, der von den Anhängern geschätzt wird, die Meistergru­ppe ist in Reichweite.

Die Zeiten in der Bundesliga waren insgesamt schon rosiger. Die Pandemie hat das Geschäft nicht angekurbel­t, vier von zwölf Vereinen bilanziere­n mit einem negativen Jahreserge­bnis. Aufsteiger Austria Klagenfurt schreibt ein Minus von 3,5 Millionen Euro, die Admira (minus 469.000 Euro) und Sturm Graz (minus 500.000 Euro) stehen leicht in den roten Zahlen. Zweitligis­t Wacker Innsbruck hat ein Minus von fast drei Millionen Euro gemeldet.

In einem Parallelun­iversum ist Red Bull Salzburg unterwegs. Der

Meister hat bei einem Ertrag von 112 Millionen ein Plus von fünf Millionen Euro erwirtscha­ftet. Der Personalau­fwand beläuft sich auf 53 Millionen Euro. Auch damit spielt man in einer eigenen Liga. Zum Vergleich: Rapid hat mit 21 Millionen Euro die zweithöchs­ten Personalko­sten, der Tabellenzw­eite WAC wendet keine acht Millionen auf.

Rapid im Plus

Am Sonntag (17 Uhr) ist die Austria zum Wiener Geister-Derby in Hütteldorf zu Gast. Rapid hat die Pandemie und die damit einhergehe­nden Verluste bei den Ticketverk­äufen durch die Europa-LeagueTeil­nahme einigermaß­en abgefedert. Obwohl das Aus in der Gruppenpha­se kam, spülte das internatio­nale Geschäft fast sieben Millionen Euro Preisgeld in die Kassa. Damit kann man arbeiten. Nach einem leichten Minus im Vorjahr weist Rapid nun ein leichtes Plus von 700.000 Euro aus.

„Die Pandemie hat allen Vereinen wehgetan“, sagt Krisch, „durch den Einstieg des Investors haben wir die Chance, wieder in die Spur zu kommen. Wir haben so viele Themen, damit könnten wir eine Zeitung füllen. Dieses Projekt wird uns Jahre begleiten. Wir müssen einen Schritt nach dem anderen machen.“

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 ?? ?? Austria-Vorstand Gerhard Krisch hat in Favoriten keine einfache Aufgabe übernommen. Der Verein steht seit seinem Amtsantrit­t am Rande der Insolvenz. Durch den Einstieg eines Investors soll sich die Lage deutlich entspannen.
Austria-Vorstand Gerhard Krisch hat in Favoriten keine einfache Aufgabe übernommen. Der Verein steht seit seinem Amtsantrit­t am Rande der Insolvenz. Durch den Einstieg eines Investors soll sich die Lage deutlich entspannen.

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