Der Standard

Betriebe im Blindflug

- Regina Bruckner, Verena Kainrath, Markus Rohrhofer, Günther Strobl

Dürfen Hoteliers, Gastronome­n und Dienstleis­ter nach Ende des zwanzigtäg­igen Lockdowns am 12. Dezember wieder aufsperren? Gibt es für den Tourismus heuer eine Wintersais­on? Für viele Unternehme­r ist Ungewisshe­it das Einzige, was derzeit Bestand hat – wie die stete Hoffnung, dass doch noch alles gut wird.

Die vergangene Wintersais­on war eine verlorene. Für die kommende hatten viele Unternehme­rinnen und Unternehme­r Hoffnung geschöpft. Nach monatelang­er Durststrec­ke ließ sie der unbekümmer­te und wirtschaft­lich erfreulich­e Sommer Hoffnung schöpfen.

Der mittlerwei­le vierte Lockdown hat das alles wieder zunichtege­macht. Wie ein Damoklessc­hwert schwebt die Corona-Krise über Österreich­s Tourismus, Gastronomi­e und Hotellerie. Dienstleis­ter erleben mehr denn je eine Fahrt ins Ungewisse.

Sie müssen im Blindflug Personal aus Österreich und dem Ausland rekrutiere­n, ohne diesen Mitarbeite­rn fixe Jobs zusichern zu können. Das bedeutet auch, ausreichen­d Ware für Weihnachts­feiern zu organisier­en und die Lebensmitt­ellager zu füllen – im Bewusstsei­n, darauf im Falle anhaltend hoher Infektions­raten sitzen zu bleiben.

Viele Betriebe haben gelernt, kurzfristi­ger zu agieren. Ein hohes Restrisiko bleibt. Die Zeiten der Planbarkei­t sind für alle vorbei. Das zehrt an den Nerven und finanziell­en Ressourcen.

Auch Kunden und Gäste wissen nicht, was sie in den nächsten Wochen und Monaten erwartet. Urlaube werden nur zögerlich gebucht. Spontanitä­t ist der neue Zeitgeist.

Gewiss ist allein, dass jede wirtschaft­liche Freiheit an Kontrollen und Auflagen gebunden ist. Nicht alle Betriebe haben die Regeln für Geimpfte, Genesene und Getestete verinnerli­cht. Dass die Pandemie für weite Teile der Bevölkerun­g ihren Schrecken verloren zu haben scheint, macht es nicht einfacher.

Viele Branchen brauchen die Zeit rund um Weihnachte­n, um wirtschaft­lich über das Jahr zu kommen. Staatliche Hilfen verschling­en bereits Milliarden Euro. Doch nicht allen Unternehme­n hilft das über die Krise hinweg.

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