Wieder eine Fahrt ins Ungewisse
Paul Kolarik, Luftburg-Gastronom im Wiener Prater
Wir können mittlerweile Lockdown auch. Aber ich würde lieber aufsperren. Beim ersten Mal, im März 2020, waren wir in Schockstarre, beim zweiten Lockdown war das schon besser darstellbar. Es gab Hilfen, es gab die Kurzarbeit.
Jetzt ist es wieder eine Fahrt ins Ungewisse. Die Kurzarbeit ist bis März 2022 verlängert worden. Das lässt Interpretationsspielraum und könnte auch heißen, dass wir bis dahin mit dem Schlimmsten rechnen müssen. Ich bin überzeugt, dass wir nicht am 13. Dezember aufmachen werden, die Kunden sehen das aber anders. Wir bekommen E-Mails mit Reservierungsanfragen. Der Optimismus der Bevölkerung ist da. Wir haben sogar noch Weihnachtsfeiern mit 100 Leuten in den Büchern.
Manche Firmen haben aber natürlich ihre Veranstaltungen ganz abgesagt, manche haben das wiederum anders organisiert. 2019 hatten wir viele Feiern mit 200 Leuten, heuer ist das alles kleinteiliger geplant. Man will zumindest in kleineren Teams – in Gruppen von 15 bis 20 Leuten feiern. Die Pandemie hat offenbar ihren Schrecken verloren, das stimmt mich auch optimistisch.
Dass wir vor Weihnachten aufsperren, glaube ich schon. Wir in Wien könnten auch mit 2G oder 2G plus irgendwie leben, da funktioniert zumindest die Testinfrastruktur. Das ist leider nicht überall so. Aber ich muss auch einen eigenen Mitarbeiter für die Kontrolle abstellen. Das ist alles sehr aufwendig. Wir bräuchten ein besser umsetzbares Modell.
Was uns wirklich fehlt, ist Planbarkeit. Von heute auf morgen aufsperren können wir nicht. Wir brauchen eine Vorlaufzeit von mindestens sieben Tagen. Ist ein Wochenende dazwischen, müssen es zehn Tage sein. Wir müssen alles hochfahren, müssen die Waren bestellen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stehen aber Gewehr bei Fuß. Jetzt sind sie wieder in Kurzarbeit, aber sie wollen arbeiten. Unsere 60 Beschäftigten sind zu 90 Prozent geimpft, wir haben sie sehr motiviert. Wir betreiben auch die Hütte beim Eistraum auf dem Wiener Rathausplatz. Das ist für uns normalerweise eine gute Ergänzung, weil im Prater im Winter weniger los ist. Heuer wird die Gastronomie dort wohl eher nicht öffnen. Aber wir haben zumindest die glückliche Situation, dass wir einen tollen Sommer hatten.
Andere hatten es da viel schwerer.