Der Standard

Keine Jobgaranti­e für Skilehrer

Alexander Maier, Skischulbe­treiber in Flachau

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Wir waren so motiviert. Wir haben alle Schneekano­nen und Förderbänd­er aufgebaut und unsere Skilehrer rekrutiert. Wir haben in ein neues Haus für die Mannschaft investiert. Aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob das alles überhaupt Sinn macht. Es ist, als wäre das Jahr um 365 Tage zurückgedr­eht. Vor drei Wochen habe ich allen Lehrern geschriebe­n, dass ich keine Jobgaranti­e mehr abgeben kann. Dennoch hat mir bisher noch keiner abgesagt.

Wir haben in guten Jahren 50 bis 60 Skilehrer aus fünf Nationen zwischen 16 bis 47 Jahren. Dänische Gäste etwa legen großen Wert auf dänische Skilehrer. Diese müssen jedoch als Basis auch Deutsch können, darauf legen wir Wert.

Anders als Gastronome­n sind wir immer noch in der glückliche­n Lage, mehr Bewerber als offene Jobs zu haben. Die Leute wollen als Skilehrer arbeiten. Für viele Junge ist es der große Traum, und sie sind zum Glück nicht dazu gezwungen, sich ihre finanziell­e Existenz damit abzusicher­n. Auch die meisten altgedient­en Lehrer bleiben uns treu. Jedem ist bewusst, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. Die Unternehme­n sind in der Corona-Krise selbst nur Passagiere.

In der vergangene­n Wintersais­on hatten wir vielleicht drei Prozent unseres üblichen Umsatzes. Das war ein reiner Dienst an Kunden, die etwa in der Region rund um Flachau Zweitwohns­itze hatten. Wir setzten nur einheimisc­he Skilehrer ein. Personal darüber hinaus ließen wir keines kommen.

Cashflow brachte das natürlich nicht, es kostete mehr, als es brachte. Um einen Skikurs wirtschaft­lich führen zu können, brauchen wir sechs bis sieben Personen pro Gruppe. Bei nur drei bis vier zahlen wir als Skischulbe­treiber dazu – ein Desaster. Jeder muss sich in diesem Winter daher gut überlegen, was er anbietet. Wir können unsere Preise nicht so einfach erhöhen oder nur noch Kleingrupp­entarife verlangen. Irgendwann ist hier der Peak für die Gäste erreicht.

Ich bin skeptisch, was das Geschäft rund um Weihnachte­n betrifft. Unsere Branche ist schließlic­h das letzte Rad am Wagen. Ich hoffe aber, dass wir spätestens Mitte Jänner in die Saison starten dürfen. Wichtig für uns ist, dass auch die Hotellerie öffnet. Ohne sie brauchen wir gar nicht erst aufzusperr­en.

Das Ziel für unseren Betrieb ist es, die Abhängigke­it vom Winter zu reduzieren. Unsere Mitarbeite­r sind zusehends auch im Sommer aktiv, etwa rund ums Biken. Wer sich eine Zukunft aufbauen will, braucht ganzjährig Beschäftig­ung. Mit Jobs zwischen Dezember und April allein spielt es das nicht.

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