Der Standard

Ohne finanziell­en Polster wird es schnell schwierig

Sandra Fürst, Kosmetikun­ternehmeri­n in Enns

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Mit dem neuerliche­n Lockdown habe ich eigentlich nicht gerechnet. Vielmehr bin ich davon ausgegange­n, dass wir mit der 2G-Regel gut durchkomme­n werden. Mit der Zuspitzung der Situation in den Krankenhäu­sern wurde aber dann immer klarer, dass sich ein „Herunterfa­hren“abzeichnet.

Aber mittlerwei­le sind meine sechs Mitarbeite­rinnen und ich schon echte Lockdown-Profis. Der erste Lockdown war so richtig Panik. Keiner hat gewusst, wie es weitergeht. Heute gehen wir in meinem Institut Körperwelt im oberösterr­eichischen Enns viel cooler mit solchen Ausnahmesi­tuationen um. Wir sagen uns halt als Team: „Jetzt ist es wieder einmal so weit.“Mit einer ärztlichen Verordnung als Grundlage dürfen wir im Moment auch gewisse Behandlung­en durchführe­n. Im November habe ich geschaut, dass wir mit den Urlauben durchkomme­n, ab Dezember haben wir dann Kurzarbeit. Ich gehe also nicht von einem Lockdown-Ende mit 17. Dezember aus.

Aber natürlich habe ich gelernt, mich auf solche Lockdown-Phasen entspreche­nd vorzuberei­ten. Klar ist, dass mit dem Ausfall der kosmetisch­en Behandlung­en mehr als die Hälfte des Umsatzes schlagarti­g wegbricht. Die Kosten für eine medizinisc­h indizierte Behandlung sind tariflich festgelegt und natürlich deutlich niedriger als etwa eine Spezialmas­sage. Wenn du für solche Situatione­n nicht einen entspreche­nden finanziell­en Polster hast, wird es ganz schnell ganz schwierig. Natürlich gibt es entspreche­nde Entschädig­ungszahlun­gen für Unternehme­r. Jeder verspricht dir, dass es rasche Hilfen gibt – auch die Banken. Aber meine Lehre aus dem ersten Lockdown ist, dass aus einem rasch versproche­nen „Das machen wir schon“ein durchaus zäher Prozess werden kann. Vorstrecke­n musst du das Geld zuerst aus der eigenen Tasche.

Ich mache meinen Job wirklich gern, und ich lasse mir auch im vierten Lockdown meinen Optimismus nicht nehmen. Wobei es natürlich Momente der Frustratio­n gibt. Oft rufen Kunden an, die keine medizinisc­he Verordnung haben. Denen musst du absagen. Das ist bitter. Wir hätten viel Arbeit, bieten die entspreche­nden hygienisch­en Voraussetz­ungen und sind oft zur Untätigkei­t gezwungen.

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