Auch Gäste wissen nicht, was auf sie zukommt
Corinna und Michael Knaller, Biohotel Gralhof, Neusach
Gehofft haben wir auf etwas anderes. Als es geheißen hat, wieder ein Lockdown, waren wir aber auch nicht überrascht. Wir waren ja nie so blauäugig zu meinen, das Virus werde nach ein paar Monaten verschwinden, auch wenn die Politik die Pandemie schon im Sommer für beendet erklärt hat. Uns war klar, das wird eher langwierig.
Wie wir uns auf die heurige Wintersaison vorbereiten? Das ist ja das Problem, es geht eigentlich gar nicht. Wir wissen nicht, was noch auf uns zukommt. Ein bisschen Zeit haben wir noch, wir sperren das Hotel erst am 27. Dezember auf. Die Wintersaison für uns am Weißensee ist immer kurz, es sind gerade einmal die paar Tage im Dezember, dann noch der Jänner und Februar. Der Sommer ist länger und war zuletzt wegen der niedrigen Infektionszahlen auch besser planbar. Zum Glück sind wir sehr flexibel.
Für die Mitarbeiter gilt das Gleiche wie für uns: abwarten und schauen, was sich in den nächsten Tagen und Wochen abspielt. Einige Mitarbeiter sind jetzt stempeln, andere in Kurzarbeit. Wir haben am Gralhof auch eine Forstwirtschaft und eine Biolandwirtschaft. Den Rohstoff für die Hackschnitzelheizung holen wir aus unserem Wald. Das Fleisch, das in der Küche verarbeitet wird, produzieren wir auch selbst. Wir haben eine Pinzgau-Mutterkuhhaltung. Im Stall stehen zehn Rinder, zehn Kälber und drei Schweine.
Den Lebensmitteleinkauf machen wir, egal ob Lockdown oder nicht Lockdown, immer sehr kurzfristig, etwa eineinhalb bis zwei Wochen vor dem Aufsperren. Es bleibt uns also noch etwas Zeit, und wir können schauen, wie sich die Infektionszahlen in der Zwischenzeit entwickeln.
Wir haben 16 Zimmer im Gralhof. Das Haus steht seit 550 Jahren. Die ersten Gäste sind 1910 bei uns eingekehrt. Anfragen für diesen Winter sind zwar da, und wir schicken auch Angebote hinaus. Es wird aber zögerlich gebucht, was verständlich ist. Auch die Gäste wissen nicht, was auf sie zukommt. Bleibt der Lockdown, bleibt er nicht, wird offen sein oder doch nicht? Fragen über Fragen.
Zu uns kommen Gäste, denen es nicht nur ums Skifahren geht. Im Winter sind bei uns etwa 7o Prozent Österreicher, 30 Prozent Deutsche. Bei den Gästen aus Deutschland kommt jetzt erschwerend hinzu, dass Kinder bei der Rückkehr fünf Tage in Quarantäne müssen. Das macht die Sache nicht einfacher.