„Wir pendeln immer wieder zu unseren Eltern“
Den ersten Lockdown haben sie zusammen verbracht. Nun sieht sich Familie Brunner aus Salzburg immer noch oft
Marlies: Unsere drei Töchter waren schon ausgezogen – da kam der erste Lockdown, und sie waren wieder da. Zuerst die Hanni, dann die Caroline und dann die Sophie, weil sie sich gedacht hat: Was machen die zwei Schwestern denn in Salzburg? Ich fahr auch hin. Es war nett, als hätte man die Zeit um zehn Jahre zurückgedreht. Wir sind wieder wie früher am Tisch gesessen. Und auf einmal habe ich wieder nachmittags einen Anruf im Büro bekommen: Mama, wann kommst du eigentlich heim?
Caroline: Es gab immer etwas zu essen. Manchmal haben wir Kinder gekocht, manchmal die Mama. Wir haben das Wohnzimmer leergeräumt und gemeinsam Workouts gemacht – mit Apfelsaftpackerln als Hanteln, denn wir hatten nicht genug Gewichte. Aber es waren schon auch Situationen dabei, in denen wir einander auf die Nerven gegangen sind. Wir sind wieder in unsere alten Rollen hineingefallen.
Hansjörg: Es war ein neues Wohnkonzept, eine WG mit den eigenen erwachsenen Töchtern. Das hat uns auf eine neue Art zusammengebracht. Den jetzigen Lockdown sehen wir gelassener, weil man weiß, was auf einen zukommt und dass man es auch zu Hause nett haben kann. Und sollte es wirklich einmal zu einem Blackout kommen, müssen die drei wiederkommen, denn hier gibt es Holz und Wein. (lacht)
Johanna: So schön das alles im ersten Lockdown war – inzwischen ist da eine Genervtheit. Die hat auch damit zu tun, dass wieder alles abgesagt werden muss. Wieder keine Weihnachtsfeiern, wieder kein Christkindlmarkt und anderes, auf das man sich gefreut hat. Ich kann als Physiotherapeutin zum Glück normal weiterarbeiten. Aber sonst kann man halt nichts machen, obwohl man dreifach geimpft ist. Alles hat zu.
Sophie: Im ersten Lockdown war da diese unsichere, fast apokalyptische Stimmung und die schwierige Entscheidung: Fahre ich jetzt wirklich nach Salzburg? Ich hatte das Gefühl, ich muss mich zwischen meinem Freund in Wien und meiner Familie in Salzburg entscheiden. Jetzt pendeln meine Schwestern und ich immer wieder hin und her, besuchen unsere Eltern. Lockdown ist hier besser als in Wien. Wir wandern und gehen gemeinsam Skitouren. Nachdem wir noch unsere Kinderzimmer haben, können wir jederzeit nach Hause kommen. Es ist schön, so einen Ausfluchtsort zu haben. Das haben ganz viele Familien nicht.