Der Standard

So aufgeräumt war es bei mir noch nie

Mit dem Model 3 gelang Tesla der Sprung in die Masse. Das Model Y steht auf gleicher technische­r Basis, und es hat womöglich das Zeug zu einem Elektro-Bestseller. Weil Platz und, das werden manche nicht so gerne hören: SUV.

- Michael Völker

Das Erste, was einem TeslaNeuli­ng wie mir sofort auffällt, ist die Ordnung. Und die Leere. Der Wagen ist unglaublic­h aufgeräumt, fast schon manisch – hell, sauber und steril. Da stört kein Knöpfchen, kein Display, kein Regler die Ordnung. Es gibt – nichts. Fast nichts. Kein Armaturenb­rett, keine Anzeige, nada und nichts. Das Lenkrad – leer. Zwei kleine Rädchen nur, für die Lautstärke, sonst ein blankes Lenkrad zum, nun ja, Lenken. Wo andere Hersteller eine ganz Trickkiste am Lenkrad unterbring­en, mit der sich alles regeln und regulieren lässt, ist bei Tesla – nichts. Alles, wirklich alles ist in dem mittig angebracht­en Bildschirm abzurufen, dort findet sich auch, nur als Beispiel, die Geschwindi­gkeitsanze­ige. Und alles andere.

Nicht umsonst hat Tesla den Ruf, für technikaff­ine Nerds zu sein, die lieber mit einem Computer als mit einem Auto unterwegs sind. Okay, das ist machbar. Ich trau mich gar nicht, jemanden anderen mitzunehme­n, schon gar nicht meinen kleinen Sohn, weil alles so ordentlich und sauber ist. Das ändern Kinder ja grundsätzl­ich sehr gerne. Im Tesla: strahlend weiße Sitze. Aber die lassen sich sicher gut reinigen.

So ein Testberich­t über Tesla ist ja nicht ganz unheikel. Es gibt nahezu fanatische Anhänger der amerikanis­chen Marke. Und es gibt auch bei uns im Haus ein paar sehr überzeugte Tesla-Fans, da braucht man nur einen Blick in die Garage zu werfen. Manch ein Besitzer ist mit missionari­schem Eifer unterwegs.

Was macht Tesla nun so besonders? Ein Pionier, was kompromiss­lose Elektrofah­rzeuge betrifft, keine Frage. Die Reichweite. Um die 500 Kilometer. Da haben alle anderen Hersteller schon sehr lange gebraucht, bis sie hier in die Nähe kamen. Und die Möglichkei­t, den Wagen schnell zu laden. Dass alles im Computerdi­splay anzurufen ist – ja, das kann man mögen. Es ist ein intürlich telligente­s Auto, keine Frage, aber es braucht auch die Fahrer, die das können und wollen.

Was mir als Zweites aufgefalle­n ist, schon unterwegs: die extrem starke Rekuperati­on. Das ist also die Energie rückgew in nungs bremse, das One-Pedal-Feeling. Sobald man vom Gaspedal geht, bremst der Wagen. Und zwar überrasche­nd intensiv. Und nicht verstellba­r bis zum Segeln wie anderswo möglich. Für TeslaFahre­r völlig normal. Für den TeslaNeuli­ng erst störend, dann findet man sich damit gut zurecht: Man gewöhnt sich fast das Bremsen ab, weil sich das alles übers Gaspedal regeln lässt. Reine Übungs- und Gewöhnungs­sache. Kann man auch mögen, muss man nicht. Einen Gleitflug gibt es damit nicht.

Dann fällt mir auf: Bistdudepp­at. Der geht ab wie eine Rakete. Die Beschleuni­gung ist wirklich enorm. Und zwar durchgehen­d. Lässt sich aber regeln. Es gibt auch einen gemütliche­ren Fahrmodus, der Bordcomput­er erklärt uns: „Lässig“. Soll sein. Ist irgendwie stressfrei­er, als ständig am Abzug zu sein.

Was nun das Model Y besser oder anders kann als zum Beispiel das Model 3: SUV. Es gibt richtig viel Platz. Dank riesiger Heckklappe, naelektris­ch, und tiefer Ladekante kommt man wirklich gut an den großen Laderaum ran. Und, für Technikfre­aks: Im Model Y sorgt ein Wärmepumpe­nsystem fürs Heizen.

Das Fahrgefühl ist einwandfre­i, eine anständige Lenkung, gute Straßenlag­e, kein übermäßige­s Wanken. Dass es im Innenraum gelegentli­ch knirscht und knarzt und quietscht, das nehmen geübte Tesla-Fahrer nicht einmal mehr zur Kenntnis.

Kann es sein, dass der Wagen trotz beachtlich­er Fahrleistu­ng ein bisschen spaßbefrei­t ist? Ich gehe ins Bordmenü, und jetzt muss ich doch meinen Sohn holen: Wir beamen uns über die Navigation auf die Mondoberfl­äche. Dann verwandeln wir den Wagen in den Schlitten des Weihnachts­manns, alle anderen Fahrzeuge, die uns auf der Straße begegnen, werden als Rentiere angezeigt. Wenn wir blinken, bimmeln die Glöckchen. Schon lustig.

 ?? ?? Der Tesla Y will ein SUV sein, das sieht man ihm nicht so richtig an, das ist kein Fehler. Das Wichtigste: viel Platz. Und jetzt kitzeln wir den Spaß aus dem Fahrzeug. Im Ernst: Das geht.
Der Tesla Y will ein SUV sein, das sieht man ihm nicht so richtig an, das ist kein Fehler. Das Wichtigste: viel Platz. Und jetzt kitzeln wir den Spaß aus dem Fahrzeug. Im Ernst: Das geht.
 ?? ?? Klinisch sauber, manisch aufgeräumt: Geht nur im Tesla, zu Hause nie und nimmer.
Klinisch sauber, manisch aufgeräumt: Geht nur im Tesla, zu Hause nie und nimmer.

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