Der Standard

Wiener Wegweiser

Rapid gegen Austria, Nummer 334: Das Geisterspi­el am Sonntag beschert das Debüt von Trainer Ferdinand Feldhofer. Allerdings glaubt auch Kollege Manfred Schmid an einen Sieg.

- Christian Hackl

Ferdinand Feldhofer ist begeistert. Der 42-jährige Steirer hat die erste Woche als Rapid-Trainer hinter sich gebracht, noch ist er ungeschlag­en, die Premiere folgt am Sonntag um 17 Uhr im Derby gegen die Austria. Es war die Phase des Kennenlern­ens. Feldhofer sagt, er sei mit offenen Armen empfangen worden, habe jede Minute genossen. Die Intensität sei hoch gewesen, er habe versucht, die Spieler nicht mit neuen Reizen zu überfluten. Es wurden konstrukti­ve Gespräche in Kleingrupp­en geführt, und bei der Arbeit auf dem Fußballpla­tz sei ihm Erfreulich­es aufgefalle­n. „Die Qualität ist noch größer, als ich geglaubt habe.“

Austria-Trainer Manfred Schmid ist im Vergleich zum Kollegen ein Derby-Routinier. Der 50-jährige Wiener hat schon eines überstande­n, es war ein gerechtes 1:1 in der Generali-Arena. Generell verblüfft die klamme Austria in dieser Saison. Sie hat nach 16 Runden genauso viele Zähler wie der Stadtrival­e (je

20), ist Siebenter, Rapid Achter. Im Verein rumort es, nun soll endlich ein Investor gefunden worden sein. Trotzdem kreist der Pleitegeie­r über Favoriten, er trägt einen Zettel mit der Aufschrift „Insolvenz“im Schnabel.

Rasselband­e

Schmid sagt, es gäbe zwei Austrias. Die wirtschaft­liche und die sportliche. Er ist für Letztere zuständig, und das funktionie­rt. Die Rasselband­e habe sich gemausert, „die jungen Kicker werden besser und besser. Sie sind körperlich top, flexibel, der Teamgeist passt. Sie konzentrie­ren sich auf das Wesentlich­e, blenden die äußeren Umstände aus. Sie können sich eh nicht ändern.“Die Gehälter, sagt Schmid, „werden pünktlich bezahlt“. Auch die Fans hätten die Mannschaft ins Herz geschlosse­n. „Sie feuern uns an, trennen die Dinge.“Allerdings ist das Derby ein herzloses Geisterspi­el in Hütteldorf.

Feldhofer hat Respekt vor der Austria. Sie sei gut organisier­t, schwer zu bespielen, lasse wenig Chancen zu. „Schmid leistet gut Arbeit.“Trotzdem fallen ihm Gründe ein, weshalb Rapid gewinnt. Der erste Grund ist nicht gerade wissenscha­ftlich fundiert. „Weil es an der Zeit ist“, sagt Feldhofer. Im AllianzSta­dion ist Rapid gegen die Austria noch sieglos, das gehört sich nicht. Weitere Argumente: „Wir haben die

Qualität und Klasse, sie zu bespielen. Funktionie­ren unsere Automatism­en, haben wir nichts zu befürchten.“Mit Schmid habe er keine großen Berührungs­punkte. „Ich schließe nicht aus, dass wir die Austria überrasche­n können.“

Schmid widerspric­ht dem. Von einem Trainereff­ekt geht er nicht unbedingt aus. „Man kennt einander, kann auf neue Situatione­n kurzfristi­g reagieren.“Warum die Austria drei Punkte holt? „Weil wir zu Chancen kommen und sie auch

nützen werden. Und jeder meiner Spieler liebt den Fußball.“Der Wille zu lernen sei vorhanden. „Sie denken, der Alte hat recht, und saugen alles auf.“Natürlich sei Rapid leidenscha­ftlich, aggressiv, besitze Qualität.

Fakt ist: Beide Teams haben je sieben Zähler Rückstand auf Sturm Graz und den Wolfsberge­r AC. Feldhofer über die Ursachen dieser Armut: „Bei der Austria sind es die Nebengeräu­sche. Bei Rapid die Dreifachbe­lastung, die Verletzung­en.“

Kein Schlüssels­piel

Das Derby wird verdächtig­t, in der Stille des Allianz-Stadions emotional, intensiv, temporeich zu werden. Davon sind die Trainer überzeugt. Ein Kampf um jeden Zentimeter. Coaches werden bei Geisterspi­elen mehr gehört, sie können also durchaus Einfluss nehmen. Feldhofer, der im Vergleich zu Vorgänger Didi Kühbauer nicht zu Ausrastern neigt, wird sich verbal eher zurückhalt­en, die Dinge laufen lassen. Sofern sie laufen. Auch Schmid wird keine Referate von sich geben. „Es ist noch kein Schlüssels­piel, aber der Sieger hat den Weg in die richtige Richtung eingeschla­gen.“

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 ?? ?? Vor dem Derby lachen beide Trainer: Rapids Ferdinand Feldhofer (links) und Austrias Manfred Schmid
Vor dem Derby lachen beide Trainer: Rapids Ferdinand Feldhofer (links) und Austrias Manfred Schmid

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