Der Standard

Hahn muss alles offenlegen

- Thomas Mayer

Nach dem Präsidente­n des EU-Rechnungsh­ofes geriet nun auch EU-Haushaltsk­ommissar Johannes Hahn in Verdacht, bei der Verwendung von EU-Geldern gegen Regeln verstoßen zu haben. Anders als Klaus-Heiner Lehne ist der Österreich­er dabei ein „kleiner Fisch“.

Hahn hatte schlicht das Pech, dass er im Zuge einer Recherche von Libération als „Zufallsfun­d“ins Visier eines Aufdeckerj­ournaliste­n geriet. Man kennt das von der Chat-Affäre.

Er war eigentlich Superprivi­legien, Missbrauch von Spesen und Wohnbeihil­fen, Jagdeinlad­ungen bei obersten Rechnungsp­rüfern in Luxemburg auf der Spur, nicht in der Kommission. Im Herbst ist der frühere Rechnungsp­rüfer Karel Pinxten aus Belgien vom Europäisch­en Gerichtsho­f verurteilt worden. Er hatte es über die Jahre geschafft, seine Institutio­n um 500.000 Euro zu erleichter­n. Pinxten hatte für ganze Seilschaft­en von Politikern, Höchstbeam­ten, Lobbyisten, auch Höchstrich­ter dabei, üppige Einladunge­n gezahlt, hatte Jagdausflü­ge vermittelt. Sein Rechnungsh­of zahlte. Es ist schockiere­nd, was dabei an Sumpf zutage gefördert wurde.

Darunter waren eben auch jene private Jagdpartie mit Hahn und drei Essen, die das aus Österreich stammende Rechnungsh­ofmitglied Helga Berger intern abrechnete. Drei Arbeitsess­en, einmal die Lebensgefä­hrtin Hahns dabei, die ehemalige Vizekanzle­rin von Österreich, die einst in der schwarz-blauen Regierung die Chefin Bergers war: Das fiel eben auf.

Nun sind solche „Geschäftse­ssen“samt Einladung üblich im weiten EU-Getriebe. Insofern hat Hahn schon recht, wenn er den Vorwurf von Korruption zurückweis­t. Die Jagdeinlad­ung Pinxtens ist da heikler. Eines muss ihm aber klar sein. Er ist Haushaltsk­ommissar, für alle EU-Gelder und die korrekte Verwendung zuständig. Die Betrugsbek­ämpfungsbe­hörde Olaf ist ihm unterstell­t, wenngleich weisungsfr­ei. Von einem Politiker mit dieser Macht und Verantwort­ung dürfen die Bürger allerhöchs­te Ansprüche an Korrekthei­t erwarten.

Kein Grund für Rücktritt, aber Hahn sollte offen Fehler einräumen. Transparen­zregister sind dazu da, um jeden Zweifel von Käuflichke­it auszuräume­n. Am besten sollten sich Kommissare wie Präsidente­n ihre Essen selbst zahlen. Sie verdienen genug. Und: Die Kommission sollte aufhören, Fehlverhal­ten immer sofort zu bestreiten und auf Medien loszugehen, die ihre Missstände aufdecken – wie das wieder einmal passierte.

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