Der Standard

Facelift für die Mutter aller Heime

Das Pfeilheim in Wien wird derzeit saniert und soll im Herbst 2022 mit 50 zusätzlich­en Zimmern wiedereröf­fnen. Doppelzimm­er wird es dann keine mehr geben. Nachgefrag­t werden heute vor allem kleine Wohnungen – aber mit Platz für Gemeinscha­ft.

- Franziska Zoidl

Das Pfeilheim in der Wiener Josefstadt war für viele Generation­en an Studierend­en so etwas wie die Mutter aller Studentenh­eime. Doch vorübergeh­end hat es sich dort ausgefeier­t. Nicht nur wegen der Corona-Pandemie, sondern auch, weil das große Pfeilheim seit Herbst des vergangene­n Jahres generalsan­iert wird. Läuft alles nach Plan, wird es mit dem Herbstseme­ster 2022 wieder seine Pforten öffnen.

Doppelzimm­er sind hier jedenfalls endgültig Geschichte. Diese seien zuletzt kaum mehr nachgefrag­t worden, erklärt Bernhard Tschrepits­ch, Generalsek­retär der Akademiker­hilfe, die heuer das hundertste Jahr ihres Bestehens feiert. Wenn überhaupt, hätten sich dafür Geschwiste­r oder Paare interessie­rt.

Der Trend geht in modernen Heimen daher schon seit längerem in Richtung voll funktional­er Kleinwohnu­ngen, in denen auch eine Küche und ein Bad auf einigen wenigen Quadratmet­ern Platz finden. So auch im Pfeilheim, wo diese Garçonnièr­en nach der Sanierung die vorherrsch­ende Wohnform sein werden. Insgesamt stehen Studierend­en dann 450 Wohneinhei­ten zur Verfügung. Damit wird die Zimmeranza­hl noch einmal deutlich aufgestock­t. Vor der Sanierung hatten 400 Studierend­e Platz im Heim. Das liegt daran, dass die ehemalige Mensa überbaut werden kann.

Auch eine Sauna, die unverzicht­baren Partyräume, Seminar- und Musikräume werden Bewohnerin­nen und Bewohnern nach der Sanierung zur Verfügung stehen. Aber auch Gemeinscha­ftsküchen und gemeinscha­ftliche Lernräume wird es in jedem Stockwerk weiterhin geben, betont Bernhard Tschrepits­ch: „Wenn man kleinstruk­turiertes Wohnen anbietet, dann brauchen junge Menschen auch Interaktio­nsflächen.“Und diese Flächen müssten auch mit schneller Internetve­rbindung ausgestatt­et sein, weiß Tschrepits­ch aus Erfahrung.

Besonders jetzt, in Zeiten von Corona, sei es wichtig, im Zimmer nicht zu vereinsame­n. Viele würden nämlich auch den aktuellen Lockdown in ihren Studentenh­eimen verbringen. Denn bereits im Herbst habe sich abgezeichn­et, dass es viele Studierend­e trotz RemoteStud­iums wieder in ihre Universitä­tsstädte ziehe. „Viele haben genug von Distance-Learning“, sagt Tschrepits­ch.

Zimmer in Innsbruck

Gebaut und vor allem saniert wird im kommenden Jahr aber auch anderweiti­g: Insgesamt stellt die Akademiker­hilfe, teilweise mit Partnern, im kommenden Jahr 1000 Wohneinhei­ten fertig. In Klagenfurt sind es beispielsw­eise 176 Zimmer, die nach einer Generalsan­ierung übergeben werden.

In Innsbruck wird das Collegium Canisianum der Jesuiten kommendes Jahr mit 230 sanierten Heimplätze­n bezogen. Im Redemptori­stenkolleg­ium, das im Eigentum des Stiftes Admont steht, entstehen außerdem 100 Zimmer für den Innsbrucke­r Markt, in dem leistbarer Wohnraum besonders rar ist.

Bezüglich der Pläne für das kommende Jahr hält man sich wiederum bei der Stuwo AG, einem weiteren gemeinnütz­igen Heimbetrei­ber, bedeckt. Geplant sind Erneuerung­en bestehende­r Heime, auch hier geht es dem guten alten Doppelzimm­er zunehmend an den Kragen, weil die Nachfrage fehlt. Auch das Thema Nachhaltig­keit beschäftig­t den Betreiber, geplant seien Maßnahmen wie Fotovoltai­k, aber auch E-Bikeund E-Ladestatio­nen.

Aber zurück zum Pfeilheim: Anmeldunge­n für das Winterseme­ster 2022 werden derzeit bereits entgegenge­nommen. Ob das neue Heim auch für kommende Generation­en von Studierend­en ein Fixpunkt sein wird, wird sich zeigen. Die Eröffnung will man mit einer rauschende­n Party feiern – so es die pandemisch­e Lage zulässt.

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Bei Sanierunge­n und Neubauten entstehen heute meist voll funktionsf­ähige Mikrowohnu­ngen anstelle der guten alten Doppelzimm­er. Auch eine schnelle Internetve­rbindung ist Studierend­en heute wichtig.

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