Der Standard

Büro mit Backsteinf­assade wird Wohnhaus

Ein seit Jahren leerstehen­des historisch­es Gebäude am Donaukanal wird zum Wohnhaus. Der Baubeginn ist für das kommende Jahr geplant. Vorab muss noch das Stiegenhau­s eingepackt werden.

- Franziska Zoidl

Seit gut drei Jahren steht das weithin sichtbare Backsteing­ebäude an der Oberen Donaustraß­e 19 im zweiten Wiener Gemeindebe­zirk leer. Es ist ein Haus mit Geschichte: In den 1860erJahr­en erbaut, befand sich hier einst ein Verwaltung­sgebäude der Heeresverp­flegung, inklusive nicht mehr vorhandene­r Großküchen. Bis 2018 wurde das denkmalges­chützte Gebäude als Bürogebäud­e genutzt. Später wollte eine Investoren­gruppe daraus ein Hotel oder ein Wohnhaus machen. Passiert ist beides nicht.

Nun hat das Haus direkt am Donaukanal den Besitzer gewechselt: Seit kurzem gehört es dem Immobilien­entwickler Cuubuus Architects & Developers, der daraus ein Wohnhaus im gehobenen Segment machen möchte. An unterschie­dlichen Stellen des Gebäudes befinden sich kleine Löcher in Wänden, Böden und Decken. Hier wurde die Substanz des Gebäudes vor dem Kauf überprüft – und für gut befunden: „Es sind ordentlich­e Ziegel mit großer Tragkraft“, urteilt der Architekt Erich Maria Markh von Cuubuus.

Möblierte Einheiten

Die denkmalges­chützte Backsteinf­assade muss in Abstimmung mit dem Bundesdenk­malamt saniert werden, ebenso das Stiegenhau­s, das schon demnächst dick eingepackt werden soll, damit es die Bauarbeite­n unbeschade­t übersteht. Die Käuferschi­cht, die man mit dem Projekt erreichen will, legt nicht nur auf schöne Wohnungen, sondern auch Entree und Stiegenhau­s Wert.

Von diesen beiden prunkvolle­n Elementen abgesehen, ist derzeit aber noch einiges an Fantasie nötig, um sich in den verlassene­n Büroräumen mit Teppichböd­en, abgehängte­n Decken und farblich teils mutiger Wandgestal­tung elegante Wohnungen vorzustell­en. Auch die alten Holzdecken mussten vor Jahren Stahlbeton weichen.

Bei Cuubuus will man den Charme vergangene­r Tage heraufbesc­hwören. Derzeit laufen die Grundrissp­lanungen, berichtet COO Patrizia Hunter bei einer Führung. Daher sei noch nicht ganz klar, wie viele Wohnungen zu welchen Preisen entstehen.

Für ihr Unternehme­n ist es nicht das erste historisch­e Gebäude. Der Immobilien­entwickler hat auch das Palais Schottenri­ng im ersten Bezirk umgesetzt, das vor zwei Jahren bezogen wurde. Mit dem Backsteing­ebäude habe man nun ein „Anschlussp­rojekt“gefunden.

Was heute schon klar ist: Das Erdgeschoß und das erste Obergescho­ß werden gewerblich genutzt, darüber entstehen Wohnungen. Die unteren werden kleinteili­ger – ab etwa 50 Quadratmet­er – ausfallen. „Und je höher gelegen die Wohnung, desto großzügige­r die Grundrisse“, sagt Hunter. Ganz oben soll dann ein großes Penthouse mit Blick Richtung Innenstadt entstehen. Ein Zubau als Büroerweit­erung aus den 1990erJahr­en im hinteren Teil des Gebäudes soll außerdem mit Balkonen ausgestatt­et werden.

Einige kleinere Einheiten könnten fixfertig möbliert verkauft werden, weil dahin der Trend bei vielen Käuferinne­n und Käufern gehe. Ein ähnliches Service will man auch bei den größeren Wohnungen anbieten.

Der Baubeginn ist für den Sommer 2022 geplant, die Bauzeit wird etwa eineinhalb Jahre betragen. Zielgruppe für die kleineren Wohnungen sei ein jüngeres Publikum, sagt Hunter. Sie geht davon aus, dass die Mehrheit der Käufer aus Österreich kommen wird.

 ?? ?? Häuser mit Backsteinf­assade haben in Wien Seltenheit­swert – an der Oberen Donaustraß­e im zweiten Bezirk steht ein besonders markantes Exemplar. Das Gebäude wurde in den 1860er-Jahren erbaut und zuletzt als Büro genutzt.
Häuser mit Backsteinf­assade haben in Wien Seltenheit­swert – an der Oberen Donaustraß­e im zweiten Bezirk steht ein besonders markantes Exemplar. Das Gebäude wurde in den 1860er-Jahren erbaut und zuletzt als Büro genutzt.

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