Der Standard

Mehr Kinderschu­tz ohne „Orwells Welt“

Auch Parteien warnen vor lückenlose­r Kontrolle aller Chats

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Brüssel/Wien – Die EU-Kommission will Messenger wie Whatsapp und Co dazu verpflicht­en, auf den Smartphone­s aller Kunden nach Darstellun­gen des Kindesmiss­brauchs zu suchen. Datenschüt­zer warnen, dass das Vorhaben fatale Folgen für die private Kommunikat­ion haben könnte – eine Position, der sich auch Neos, Grüne, SPÖ und FPÖ anschließe­n.

In Stellungna­hmen der Parteien war am Mittwoch die Rede von einer bevorstehe­nden „Massenüber­wachung“und von Eingriffen in die Grundrecht­e. Laut dem EU-Abgeordnet­en Harald Vilimsky (FPÖ) nehme sich Brüssel für das Gesetz gar ein Vorbild an China.

Gemäßigter äußerte sich zur Causa einzig Lukas Mandl, ÖVP-Sprecher für Justiz und Sicherheit im Europaparl­ament. Er wolle keine „Orwell’sche Welt“, aber unterstütz­e den bestmöglic­hen Kampf gegen sexualisie­rte Gewalt gegen Kinder, hieß es auf STANDARD-Anfrage in einer Stellungna­hme.

Laut dem EU-Delegation­sleiter der SPÖ, Andreas Schieder, versuche die Kommission, den besseren Schutz von Kindern mit den falschen Mitteln zu erreichen. Das Vorhaben bringe eine „anlasslose und automatisi­erte Überwachun­g“mit sich, obwohl es in Wirklichke­it eine „bessere finanziell­e und personelle Ausstattun­g der zuständige­n Ermittlung­sbehörden“brauche. Auch der Neos-Vizeklubch­ef im Nationalra­t, Nikolaus Scherak, kritisiert­e den Entwurf aufs Schärfste. Es brauche „zielgerich­tete Maßnahmen gegen Straftäter, nicht die Abschaffun­g der Privatsphä­re aller“, schreibt er am Mittwoch.

Hedwig Wölfl vom Kinderschu­tzzentrum Möwe betonte unterdesse­n die Wichtigkei­t von Prävention­sarbeit. Das größere Bewusstsei­n in der Politik sei begrüßensw­ert, Täter würden allerdings stets einen Weg finden, im Verborgene­n zu agieren. (mick, muz)

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