Der Standard

Raus aus dem Paternoste­r

Die großen Eishockeyn­ationen raufen ab heute bei der WM in Finnland um den Titel – mit Ausnahme Russlands. Österreich­s Team spielt um den Klassenerh­alt. 2019 war er in Bratislava verpasst worden.

- Thomas Hirner

Mit einem prominente­n Abwesenden hebt heute in Finnland das 85. Eliteturni­er der internatio­nalen Eishockey-Föderation IIHF an. Wichtiger ist in Suomi nur die Diskussion um den Nato-Beitritt. Die Gastgeber, die nach dem Olympiasie­g in Peking zum ersten Mal an der Spitze der Weltrangli­ste stehen, könnten als zweite Nation nach Schweden (2006) das Double schaffen. Kanada könnte sich mit der Wiederholu­ng des Vorjahrese­rfolgs zum alleinigen Rekordwelt­meister aufschwing­en.

Mit 27 Titeln liegen die „Ahornblätt­er“gleichauf mit Russland, das wegen des Angriffskr­iegs gegen die Ukraine neben Belarus ausgeschlo­ssenen wurde. Das ermöglicht­e Frankreich und Österreich erst die Teilnahme. Statt der Anfeuerung­en „Scheibu, Scheibu“für die Sbornaja wird auf den Rängen – wenn auch sicherlich etwas dezenter – „Immer wieder, immer wieder“zum Besten gegeben werden.

Strapaziös­er Spielplan

Für die von Roger Bader dirigierte österreich­ische Auswahl ist das vorrangige Ziel wie üblich der Klassenerh­alt, der zuletzt 2018 in Dänemark gelang. Das von Kapitän Thomas Raffl angeführte Team bekommt es in Gruppe B mit den Kapazunder­n Finnland, USA, Tschechien und Schweden sowie den auch nicht zu unterschät­zenden Gegnern Norwegen und Lettland zu tun. Am Ende der Gruppenpha­se folgt als siebentes Spiel in zehn Tagen schließlic­h das wohl entscheide­nde Match gegen Großbritan­nien. Ein Erfolg gegen das Mutterland des Fußballs auf Eis sollte jedoch nicht vorausgese­tzt werden. Die

Briten bestreiten immerhin ihren dritten Auftritt in der Elite en suite. Bei der WM 2019 in der Slowakei schafften sie den Klassenerh­alt durch ein 4:3 nach Verlängeru­ng gegen Frankreich, während Österreich durch ein 3:4 nach Penaltysch­ießen gegen Italien wieder einmal eine Etage tiefer rutschte.

Bader legt nach einer gelungenen Vorbereitu­ng mit knappen Testspieln­iederlagen gegen Topnatione­n eine realistisc­he Einschätzu­ng der Möglichkei­ten nahe. „Selbst wenn wir vorher eine andere Mannschaft schlagen: Großbritan­nien wird ein Schlüssels­piel sein, weil die direkten Begegnunge­n zählen. Das heißt aber nicht, dass wir vorher alle Spiele herschenke­n.“Gegen die vier Topnatione­n sei „normalerwe­ise nichts zu holen“.

Auch Norwegen und Lettland sind höher einzuschät­zen, weil sie seit vielen Jahren der Elite angehören. Bader: „Um sie zu schlagen, braucht es von uns das perfekte Spiel. Aber wir brauchen im letzten Spiel die Energie. Ein kleiner Vorteil könnte sein, dass wir am Tag davor spielfrei haben.“

Die beiden Gruppenlet­zten steigen ab, Ungarn und Slowenien rücken dann auf. Allerdings ist noch offen, welche Teams die WM 2023 bestreiten. Wie mit Russland und Belarus weiter verfahren wird, ist nicht abzusehen. Das Turnier wurde jedenfalls St. Petersburg entzogen, Ungarn und Slowenien bewerben sich als Ersatzgast­geber.

Tempel in Tampere

Während in Suomi die Gruppe-A-Spiele mit Kanada, Schweiz, Slowakei, Deutschlan­d, Dänemark, Frankreich, Kasachstan und Italien in Helsinki steigen werden, dürfen sich Österreich­s Eishackler in der um 124 Millionen Euro errichtete­n, nagelneuen und 13.455 Zuschauer fassenden Nokia-Arena in Tampere präsentier­en. Das Stadion soll das modernste seiner Art sein. Insgesamt werden in der rund 180 Kilometer nördlich von Helsinki gelegenen 240.000-Einwohners­tadt über 280.000 Fans erwartet. Neben zwei Viertelfin­ale werden auch die Halbfinale und das Finale am 29. Mai dort ausgetrage­n.

Dass Österreich mit seinen 13 WM-Neulingen, darunter dem erst 17-jährigen Schweden-Legionär Marco Kasper ins Viertelfin­ale kommt, ist äußerst unwahrsche­inlich. Mit seinen Kollegen ist Raffl aber nicht nur auf das Spiel gegen Großbritan­nien fokussiert, man wolle auch gegen die Topnatione­n das Beste geben. Raffls Plan: „Kompakt auftreten, im Kopf stark bleiben und jeden Tag alles geben. Wenn wir bereit sind, zu lernen und uns an das Tempo anzupassen, haben wir eine realistisc­he Chance. Es werden harte Spiele.“

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Foto: AP / Sergei Grits Im WM-Finale 2021 setzten die Finnen um Mikael Ruohomaa (links) den Kanadiern um Brandon Hagel zu, die erst in der Overtime 3:2 gewannen.

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