„Bei uns wäre Homeoffice unmöglich“
Wenn ich es mir aussuchen könnte, hätte ich gern ein Büro im Donauturm. Ganz oben natürlich. Mit viel Glas und Holz. Alles nur vom Feinsten. Aber das wird es wohl nicht spielen. Unsere Büros, also jene der Leitstelle der Wiener Linien, befinden sich in Wien-Erdberg. Ich erfülle hier die Funktion eines Ansprechpartners für Störungsfälle aller Art. Bei mir landen Anrufe und Funkanfragen der Polizei, der Rettung, der Feuerwehr oder unserer Fahrer und Lenkerinnen. Es melden sich aber auch alle möglichen Menschen, selbst wenn es nur um eine kaputte Glühbirne im Haus geht. Das Spektrum reicht weiter über Falschparker, deren Autos im Weg stehen, Gewalt, medizinische Notfälle bis hin zu Überflutungen. Wir sind für alles die zentrale Anlaufstelle in Sachen Koordination. Je nach Problematik schicken wir auch unsere internen Einsatzkräfte zum betreffenden Ort. Meine Schichten dauern zwölf Stunden. Je nach Tageszeit sind wir zu fünft oder zu dritt.
Im Schnitt meldet sich alle drei bis vier Minuten jemand per Telefon bei mir. Mein Motto lautet, „Hilfe in der Not, bei mir sind Sie richtig“. Die Möglichkeit, vom Homeoffice aus zu arbeiten, gab es bei uns nicht. Es wäre ganz einfach unmöglich, diese ganzen Informationssysteme mit nach Hause zu nehmen. Schön hätte ich mir es allerdings schon vorgestellt, vom Zuhause aus im Pyjama zu arbeiten. Zumindest für eine kurze Zeit, denn mir liegt der persönliche Kontakt zu den Kollegen sehr am Herzen.
Auf den Bildschirmen an meinem Arbeitsplatz sehen wir die Fahrzeuge auf der Strecke und wie sich die Situation auf den Linien darstellt. Die Bildschirme liefern alle möglichen Informationen aus dem Betrieb. An meinem Arbeitsplatz blicke ich auf drei Screens.
„Tetris“und „Warhammer“• Ich sehe unser Büro durchaus als eine Art zweites Wohnzimmer. Mit dabei habe ich allerlei Kleinigkeiten von zu Hause. Ich trage Patschen, es gibt sogar einen Hometrainer und ein Sofa, auf dem ich es mir während kurzer Pausen mit Nackenkissen und Decke gerne gemütlich mache. Ich spiele in solchen Minuten Tetris und andere Spiele auf meinem Smartphone. Unsere Arbeitsmedizinerin empfiehlt, dass man sich immer wieder einmal vom Bildschirm wegbewegt. Ach ja, einen E-Reader habe ich auch immer dabei. Im Moment lese ich Warhammer.
Der Wohlfühlfaktor in einem Büro hängt mit vielen Faktoren zusammen, neben dem räumlichen Umfeld kommt es natürlich auch auf die Kollegenschaft an. Und das Licht. Wir haben hier auch eine mit Moos bewachsene Wand. Es sind viele kleine und große Dinge, die ein gutes Arbeitsumfeld ausmachen. Das schlimmste Büro wäre eine Art Gefängniszelle, die man nach einem Arbeitstag verlassen darf. Das wünsche ich niemandem.“