Der Standard

Wie Österreich der Nato beitreten könnte

-

Im Moment ist es hierzuland­e ein noch verschwieg­enes Thema. Denn politisch denkt Türkis-Grün in Österreich nicht daran, von der Neutralitä­t abzurücken. Damit wurde bisher jegliche Diskussion über einen möglichen Schwenk in Richtung der Militärall­ianz Nato abgewürgt. Durch die Beitrittsa­nsuchen Schwedens und Finnlands stellt sich aber einmal mehr die Frage, ob Österreich irgendwann mitziehen könnte – und was das Land dafür leisten müsste.

Zunächst ginge es in der Theorie einmal um Grundsätzl­iches, sagt der Völkerrech­tler Ralph Janik. Interessie­rte Staaten müssten demokratis­ch, friedliebe­nd, rechtsstaa­tlich, aber auch in der Lage sein, einen militärisc­hen Beitrag zu leisten. Eine zentrale Vorgabe dafür seien Militäraus­gaben von zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s. Die unterschre­itet Österreich mit 0,74 Prozent derzeit noch deutlich.

Deshalb glaubt Walter Feichtinge­r, dass Österreich vielleicht ein Fall für den „Membership Action Plan“der Nato werden würde. Der Ex-Brigadier des Bundesheer­es erklärt, dass im Zuge dieses Prozesses eruiert werde, wo die Baustellen des heimischen Heers liegen. Werden diese angegangen, würden die konkreten Gespräche mit der Nato starten.

Ab dann gehe es um individuel­le Vereinbaru­ngen, sagt Feichtinge­r. Also darum, wie sich Österreich innerhalb des Bündnisses einbringen könnte. Laut dem Experten dauern solche Gespräche etwa eineinhalb bis zwei Jahre. Im Falle Österreich­s könne es schneller gehen, erklärt Feichtinge­r. Auch weil das heimische Militär bereits an Nato-Friedensmi­ssionen beteiligt sei. Tritt Österreich der Nato bei, bräuchte es auch Gesetzesän­derungen, sagt Janik. Damit wäre die Neutralitä­t passé – und Österreich müsste unter anderem Export von Waffen ermögliche­n.

Newspapers in German

Newspapers from Austria