Der Standard

Warnung vor Stausommer auf der A10

In den kommenden Monaten wollen mehr Menschen denn je in den Süden reisen, die Mehrheit mit dem Pkw. Eine Baustelle auf der Tauernauto­bahn wird zum Nadelöhr.

- Thomas Neuhold

Aloisia Gurtner kennt den Verkehr auf der Tauernauto­bahn seit vielen Jahren. Die Sprecherin des Salzburger ÖAMTC prophezeit im STANDARD-Gespräch: „Spätestens zu Pfingsten stehen alle Zeichen auf Stau.“Heuer könnte es besonders dramatisch werden, befürchtet der Autofahrer­klub. Pfingsten ist spät im Jahr, Bayern und Baden-Württember­g haben Ferien, und mehr Menschen denn je wollen heuer mit dem Auto in den Süden – nachholen, was in Corona-Zeiten versäumt wurde.

Und dann ist da noch eine rund 800 Meter lange Baustelle im Pongau. Hier wird im Bereich Zetzenberg­und Helbersber­gtunnel eine Brücke saniert. Die vier Autobahnsp­uren müssen über eine Seite geführt werden. „Die Baustelle wird sich auswirken“, sagt Verkehrsex­pertin Gurtner. Im Klartext: Die 800 Meter werden ein Nadelöhr werden, gigantisch­e Staus wären die Folge.

Marktsitua­tion

Diese Baustelle sorgt auch für einen Schlagabta­usch zwischen der Autobahnge­sellschaft Asfinag und dem Land Salzburg. Nach Darstellun­g des Landes ist im Zuge des gemeinsame­n Baustellen­management­s vereinbart worden, dass die Baustelle über den Sommer rückgebaut wird. Man habe aus den Medien erfahren müssen, dass dem nun nicht so sei.

Davon will man bei der Asfinag nichts wissen. Man habe den Rückbau nur geprüft, heißt es dort: „Die beabsichti­gte Baustellen­freiheit ist aufgrund der derzeitige­n Marktsitua­tion, insbesonde­re der aktuellen Lieferengp­ässe bei Stahl, nicht möglich. Die aktuelle Marktlage durch den Ukraine-Krieg lässt einen Abbau der Baustelle leider nicht zu – denn dadurch würde ein unverantwo­rtbarer Verzug bei der Fertigstel­lung der Baustelle entstehen, und die Sanierung der A10 könnte nicht abgeschlos­sen werden.“Allerdings werde man die Fahrstreif­en im Bauabschni­tt verbreiter­n, kündigt die Asfinag an.

Das sei aufgrund der unzähligen Wohnwageng­espanne und Campingmob­ile auch dringend notwendig, merkt dazu ÖAMTC-Sprecherin Gurtner an. Das Land und der zuständige Landesrat Stefan Schnöll (ÖVP) befürchten jetzt noch mehr Umgehungsv­erkehr. Das sei den staugeplag­ten Anrainerge­meinden nicht zumutbar.

Blockabfer­tigung

Im ersten Schritt werde man die Verordnung für die Abfahrtssp­erren von der Autobahn modifizier­en, heißt es aus Schnölls Büro. Bisher war an Reisewoche­nenden an vielen Ausfahrten ein Verlassen der A10 nur für den Ziel- und Quellverke­hr erlaubt, um die Anraineror­te vor Stauflücht­lingen zu schützen. Diese Verordnung galt jeweils von Freitag bis Sonntag. Jetzt soll sie auf Donnerstag bis Sonntag ausgeweite­t werden. Auch die Kontrolle der Sperren soll aufgestock­t werden.

Zusätzlich habe man eine technische und juristisch­e Machbarkei­tsstudie für ein Dosiersyst­em nahe der deutschen Grenze in Auftrag gegeben – ein heikler Punkt, denn mit einer solchen Blockabfer­tigung in Grenznähe würde man die Staus einfach auf deutschen Boden verlagern. Diese Planungen erfolgten wieder gemeinsam mit der Asfinag, heißt es vom Land.

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Foto: APA / Franz Neumayr Ein Bild vom August 2021. Diesen Sommer dürfte es auf der Tauernauto­bahn noch schlimmer werden.

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