Der Standard

Wie der Aufbruch der ÖVP nicht geht

- Petra Stuiber

Wer in den vergangene­n Wochen öfter mal deutsches TV sah, konnte sehr häufig Kevin Kühnert dabei zusehen, wie er den Wackelkurs „seines“Regierungs­chefs Olaf Scholz zu erklären versuchte. Um es kurz zu machen: Der junge SPD-Generalsek­retär machte das gut, er sprach sehr offen über die inneren Kämpfe in der SPD – überlegt, abwägend, erklärend. Schon da beschlich einen bisweilen der Gedanke: Wie liefe wohl eine Diskussion zwischen Kühnert und der ebenfalls jungen Generalsek­retärin der größten Regierungs­partei in Österreich, Laura Sachslehne­r (ÖVP), ab?

„DAS ENDE DER ÄRA KURZ“BEI „IM ZENTRUM“AUF ORF 2

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – vor allem seit Sonntagabe­nd, als Sachslehne­r in Im Zentrum zur Zukunft der ÖVP nur mauerte. Nun mag man noch irgendwie verstehen, dass es für eine überzeugte Parteigäng­erin hart ist, sich einzugeste­hen, dass in den eigenen Reihen möglicherw­eise ein Korruption­sproblem besteht. Eine gute Parteimana­gerin müsste das freilich längst erkannt haben und in die Aufklärung­soffensive gehen.

Allein, Sachslehne­r sah überall nur Verschwöru­ng und verstieg sich sogar zur Behauptung, dass es „in keinster Weise an der ÖVP“liege, dass in Österreich­s Amtsstuben immer noch das Amtsgeheim­nis statt Transparen­z regiert. Der Miene des ehemaligen Landwirtsc­haftsminis­ters und EU-Kommissars Franz Fischler konnte man die Fassungslo­sigkeit darüber in Echtzeit ablesen. Sachslehne­r übte sich in „Brachialig­noranz“, wie es Krone-Journalist Claus Pándi auf Twitter nannte. So geht Aufbruch jedenfalls nicht. Man wäre gespannt, wie ein Generalsek­retär vom Typ Kühnert diese Debatte geführt hätte.

dst.at/TV-Tagebuch

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