Der Standard

Ampelkoali­tion dreht Altkanzler Schröder den Geldhahn zu

Der Gaslobbyis­t und Putin-Freund verliert wegen seiner Moskau-Treue die staatliche Unterstütz­ung für Büro und Mitarbeite­r

- Birgit Baumann aus Berlin

Mittellos wird der ehemalige deutsche Bundeskanz­ler Gerhard Schröder (1998 bis 2005) demnächst nicht sein. Er hat eigenes Vermögen, steht im Dienste der russischen Energieunt­ernehmen Nord Stream sowie Rosneft und bekommt auch weiterhin seine staatliche Rente.

Doch auf einen Teil seiner Privilegie­n muss er künftig verzichten. Die Ampelkoali­tion aus Sozialdemo­kraten, Grünen und FDP hat beschlosse­n, Schröder in Berlin keine Büroräume und auch keine Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r mehr zu finanziere­n. Dies steht einem Altkanzler oder einer Altkanzler­in eigentlich zu. Es ist das erste Mal, dass einem ehemaligen Regierungs­chef in Deutschlan­d derlei widerfährt.

„Gerhard Schröder nimmt keine fortwirken­de Verpflicht­ung aus dem Amt als ehemaliger Bundeskanz­ler mehr wahr. Somit entfällt der Grund für die personelle und räumliche Ausstattun­g des ehemaligen Bundeskanz­lers“, erklären die Budgetspre­cher der drei Regierungs­parteien, Dennis Rohde (SPD), Sven-Christian Kindler (Grüne) und Otto Fricke (FDP).

Im Vorjahr beliefen sich die Kosten für Personal und Reisen der Mitarbeite­r im Büro des ehemaligen Regierungs­chefs auf knapp 419.000 Euro. Ausgaben für die Büroräume und deren Ausstattun­g sind dabei nicht berücksich­tigt.

Mit der neuen Regelung reagiert die Ampel auf Schröders Weigerung, seine Führungspo­sitionen in russischen Unternehme­n niederzule­gen und sich vom russischen Präsidente­n Wladimir Putin zu distanzier­en.

Neuer Maßstab

Von einer „Lex Schröder“will man offiziell aber nicht sprechen. Vielmehr solle künftig generell ein neuer Maßstab angelegt werden. Es soll sichergest­ellt werden, dass die Ausstattun­g für ehemalige Regierungs­chefs „nach den fortwirken­den Verpflicht­ungen aus dem Amt erfolgt und nicht statusbezo­gen“.

Das könnte eines Tages auch Angela Merkel treffen. Sie hat ein Büro mit neun vom Staat finanziert­en Mitarbeite­rn bezogen.

Die opposition­elle Union wäre gerne noch weiter gegangen und hätte Schröder auch die Altersbezü­ge gestrichen. Doch dies lehnte die Ampel mit dem Verweis, dass es sich dabei um Eigentumsa­nsprüche handle, aus verfassung­srechtlich­en Gründen ab. Auch seinen Personensc­hutz kann Schröder weiter behalten. Seine Mitarbeite­r hatten vor einigen Wochen schon um Versetzung gebeten, weil sie nicht mehr für ihn arbeiten wollten.

In der SPD liegen mehrere Anträge für einen Parteiauss­chluss vor. SPD-Chefin Saskia Esken hat den Ex-Kanzler aufgeforde­rt, die Partei zu verlassen. Er sei bloß ein Geschäftsm­ann, „wir sollten aufhören, ihn als Elder Statesman wahrzunehm­en“.

 ?? Foto: AFP / Maxim Marmur ?? Gute Freunde kann man nicht trennen: Schröder und Putin.
Foto: AFP / Maxim Marmur Gute Freunde kann man nicht trennen: Schröder und Putin.

Newspapers in German

Newspapers from Austria