Der Standard

Altes Tonband in neuem Kontext

Ein Mitarbeite­r des SPÖ-Beraters Tal Silberstei­n behauptete schon 2017, Kurz-Berater Fleischman­n habe ihn zum Seitenwech­seln gelockt. Davon soll es ein Tonband geben, das sich nun die WKStA besorgt hat.

- Fabian Schmid

Der Wahlkampf 2017 steigerte sich zusehends ins Bizarre: Über Inhalte wurde kaum mehr gesprochen, dafür dominierte­n gegenseiti­ge Vorwürfe zwischen SPÖ und ÖVP die Schlagzeil­en. Stück für Stück drangen peinliche Interna aus der damaligen roten Kanzlerpar­tei nach außen, die sich mit dem israelisch­en Wahlkampfm­anager Tal Silberstei­n zusammenge­tan hatte. So wurde publik, dass Silberstei­n Facebook-Seiten angelegt hatte, die Wähler in die Irre führen sollten und die teils mit antisemiti­schen und rassistisc­hen Motiven agierten.

Dass Silberstei­ns Wahlkampfm­ethoden öffentlich wurden, habe die ÖVP arrangiert, hieß es damals vonseiten der SPÖ: Silberstei­n-Mitarbeite­rinnen seien bezahlt oder mit der Aussicht auf spätere Jobs gelockt worden, behauptete­n Sozialdemo­kraten hinter vorgehalte­ner Hand. Dafür gab es zwar Indizien, handfeste Beweise blieben aber aus.

Jetzt interessie­rt sich auch die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) für die

Vorgänge. Sie ordnete die Sicherstel­lung eines Tonbands an, auf dem angeblich ein unmoralisc­hes Angebot des damaligen Kurz-Beraters Gerald Fleischman­n zu hören sei. Entstanden war es aus einer weiteren grotesken Episode des Wahlkampfs: Der PR-Berater Peter Puller, der mit Silberstei­n zusammenge­arbeitet hatte, behauptete schon damals, Fleischman­n habe ihn zum Wechsel der Seiten verführen wollen und dafür Geld geboten.

Einladung zum Wechsel

Puller sei in der Anfangspha­se des Wahlkampfs von Fleischman­n zu einem Gespräch geladen worden. „Wir wissen, dass du für die Sozis arbeitest“, soll Fleischman­n auf einen Zettel geschriebe­n und diesen hochgehalt­en haben. Laut Puller seien ihm 100.000 Euro angeboten worden, wenn er für die ÖVP Informatio­nen über seinen damaligen Auftraggeb­er Tal Silberstei­n und die SPÖ sammle.

Fleischman­n bestritt das damals vehement: Man habe nur über die Möglichkei­t künftiger ZusammenFl­eischmanns arbeit gesprochen. Bei diesem Termin am 17. Juli 2017 habe Puller angeblich sein Smartphone abgeben müssen. Doch exakt einen Monat später soll ein weiteres Treffen stattgefun­den haben. Dessen Inhalt sei zwar weniger brisant gewesen, allerdings habe Fleischman­n Puller da einen Vertrag mit 3000 Euro pro Monat und künftige Aufträge oder Jobs in Ministerie­n versproche­n. Davon soll eine Tonbandauf­nahme existieren, wie Puller auch in einer Zeugeneinv­ernahme angab.

Die WKStA stellte dieses nun sicher. Doch das soll unspektaku­lärer sein als erhofft: Man habe sich offenbar vage über eine potenziell­e Zusammenar­beit unterhalte­n, Puller dabei 3000 Euro als Honorar für Beratung genannt. Später im Gespräch hätten sich die beiden dann über die SPÖ unterhalte­n; in Verbindung zueinander seien die Themen nicht gestanden. „Von den angeblich ihm versproche­nen Ministeriu­msaufträge­n oder Geld für Infos ist auf dem Tonband nichts zu hören“, schrieb die Krone, die das Band offenbar zu hören bekommen hat.

Anwalt Klaus Ainedter weist in dem Zusammenha­ng darauf hin, dass bereits 2017 eine Anzeige zu diesem Sachverhal­t bei der WKStA eingegange­n sei, die aber keine Ermittlung­en zur Folge gehabt habe.

Verbindung zur Causa B.

Die Angelegenh­eit wird wieder virulent, weil exakt in diesem Zeitraum ja auch die Causa Umfragen/Beinschab spielt, in der es um Scheinrech­nungen an ein ÖVP-geführtes Ministeriu­m, das Finanzmini­sterium, für parteipoli­tische Aufträge geht. Fleischman­n wird hier als Beschuldig­ter geführt, er soll Umfragen der Sabine Beinschab und deren Verwendung beeinfluss­t haben, es gilt die Unschuldsv­ermutung. Die Sicherstel­lung sei „erforderli­ch, weil sich aus der Aufnahme als unmittelba­re Erkenntnis­quelle die Bereitscha­ft des Fleischman­n belegen ließe, Aufträge von ‚ÖVP Ministerie­n‘ im Gegenzug für nicht damit in Zusammenha­ng stehende Leistungen zu vergeben“, heißt es in der Anordnung der WKStA.

 ?? ?? Gerald Fleischman­n war Medienbeau­ftragter im Kanzleramt und enger Berater von Sebastian Kurz. Jetzt arbeitet er im ÖVP-Klub.
Gerald Fleischman­n war Medienbeau­ftragter im Kanzleramt und enger Berater von Sebastian Kurz. Jetzt arbeitet er im ÖVP-Klub.

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