Der Standard

Opposition übt scharfe Kritik an Regierungs­umbildung

Neues Staatssekr­etariat für Digitalisi­erung im Finanzmini­sterium offenbar EU-rechtswidr­ig

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Wien – Die Regierungs­rochaden der vergangene­n Woche beschäftig­ten am Mittwoch den Nationalra­t: In die Tagesordnu­ng wurde eine Regierungs­erklärung eingeschob­en, in der sich Landwirtsc­haftsminis­ter Norbert Totschnig (ÖVP) den Abgeordnet­en vorstellen konnte. Er bezeichnet­e seine neue Funktion als „ehrenvolle Aufgabe“.

Die vorherige Angelobung bei Präsident Alexander Van der Bellen dürfte für ihn jedenfalls entspannte­r abgelaufen sein, denn die Regierungs­umbildung sorgte für angespannt­e Stimmung im Parlament. Die Regierungs­mitglieder waren um die Vermittlun­g von Stabilität bemüht. „Ich kann versichern, dass die

Regierung handlungsf­ähig ist“, betonte Kanzler Karl Nehammer (ÖVP). Sein Vize Werner Kogler (Grüne) verteidigt die ausgeschie­denen Ministerin­nen Elisabeth Köstinger und Margarete Schramböck (beide ÖVP), er wünsche sich mehr Respekt.

Als „Showpoliti­k“qualifizie­rte Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) das Handeln der Regierung: „Sie führen dieses Land nicht durch die Krise, sie holen die Krise zu uns ins Land.“Die Sozialdemo­kraten brachten deshalb einen Neuwahlant­rag im Plenum ein – eine Mehrheit gab es dafür nicht. FPÖ-Parteichef Herbert Kickl, für harsche Töne bekannt, nannte die Regierung desaströs und unglaubwür­dig.

Neben Staatssekr­etärin Susanne KrausWinkl­er nahm auch Florian Tursky (beide ÖVP) das erste Mal auf der Regierungs­bank Platz. Mit ihm sollen die Themenbere­iche Digitalisi­erung und Telekommun­ikation im Finanzmini­sterium gebündelt werden. Allerdings dürfte das EU-rechtswidr­ig sein, wie Jurist Hans-Peter Lehofer im Ö1-Gespräch erläuterte. Das Finanzmini­sterium verwaltet nämlich über die Staatshold­ing Öbag auch Unternehme­n wie die Telekom Austria. Die EU schreibt aber eine strikte Trennung von Eigentümer­n und Regulierun­gsorganen vor. Im Ministeriu­m will man sich dessen bewusst sein, man arbeite an einer Lösung. (ms, muz)

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Foto: Heribert Corn Der Kanzler stellte sein neues Team vor.

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