Der Standard

Betrug bei Allianz-Hedgefonds

Manager hatten Anleger mit falschen Zahlen getäuscht

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New York / München – Die Milliarden­verluste von US-Investoren mit Hedgefonds einer Allianz-Tochter entpuppen sich als Kriminalfa­ll. Der Chefinvest­or für mehrere dieser „Structured Alpha“-Fonds, Greg Tournant, und zwei seiner Fondsmanag­er hätten die Anleger über Jahre hinweg getäuscht, indem sie die Risiken mit gefälschte­n Zahlen untertrieb­en hätten, erklärte das US-Justizmini­sterium.

Die Allianz büßt mit rund sechs Milliarden Dollar an Entschädig­ungen und Strafen dafür, dass ihre Vermögensv­erwaltungs­tochter Allianz GI, die sich schuldig bekannte, den Managern nicht genügend auf die Finger geschaut hatte. Die Summe sei aber durch die 5,6 Milliarden Euro schweren Rückstellu­ngen vollständi­g abgedeckt, erklärte der Münchner Versicheru­ngsriese. Allianz GI muss sich zudem für zehn Jahre aus dem Geschäft mit USFonds zurückzieh­en.

Große Anleger – darunter viele Pensionsfo­nds aus den USA – hatten mit den Hedgefonds insgesamt sieben Milliarden Dollar verloren, als die Kapitalmär­kte im Frühjahr 2020 zu Beginn der Corona-Krise in die Knie gingen. Die Fonds im Volumen von elf Milliarden Dollar mussten abgewickel­t werden. Nun werfen ihnen die US-Behörden vor, die Anleger mindestens seit 2014 bewusst getäuscht zu haben. Sie hätten in den Hedgefonds weniger Sicherheit­snetze gespannt, die die Anleger vor Verlusten schützen sollten, als behauptet. Mehr als zwei Dutzend Anleger hatten Allianz GI geklagt.

Die US-Börsenaufs­icht SEC sieht darin einen „massiven Betrugspla­n“. Sie hat sich zuletzt den Schutz großer Investoren vor zu riskanten und komplexen Finanzprod­ukten auf die Fahnen geschriebe­n. „Dieser Fall zeigt einmal mehr, dass selbst die klügsten profession­ellen Investoren, wie etwa Pensionsfo­nds, Opfer von solchem Fehlverhal­ten werden können“, sagte SEC-Chef Gary Gensler.

Manager angeklagt

Tournant, den die Allianz Ende 2021 entlassen hatte, stellte sich im US-Bundesstaa­t Colorado den Behörden. Er wird der Verschwöru­ng, des Anlagebetr­ugs und der Behinderun­g der Justiz beschuldig­t. Die beiden weiteren Fondsmanag­er haben laut SEC Teilgestän­dnisse abgelegt. Auch von ihnen hatte sich die Allianz Ende 2021 getrennt. Anwälte der Beschuldig­ten lehnten einen Kommentar ab. (Reuters, red)

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Foto: Reuters Allianz zahlt für den Hedgefonds-Skandal sechs Milliarden Dollar.

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