Der Standard

DIE ORF-ENTSCHEIDE­R

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Was tut der oder die Vorsitzend­e des ORFStiftun­gsrats?

Die entscheide­nde Kompetenz: Bei Stimmengle­ichstand unter den 35 Stiftungsr­äten – vor allem bei der Bestellung einer ORF-Generaldir­ektorin oder eines Generals – gibt das Votum des Vorsitzend­en den Ausschlag.

Der oder die Vorsitzend­e lädt zu Sitzungen, bestimmt die Tagesordnu­ng, ist eine Art Sprecher nach außen, kann bei entspreche­ndem Geschick Sitzungsve­rläufe prägen.

Er oder sie schreibt den Job des Generaldir­ektors aus und verhandelt mit diesem oder dieser nach der Bestellung den Generalsve­rtrag, das Gehalt – gut 400.000 Euro pro Jahr – und andere Goodies sowie allfällige Rückkehrre­chte in frühere ORF-Funktionen wie beim aktuellen Generaldir­ektor.

Roland Weißmann ist allerdings bis Ende 2026 zum Alleingesc­häftsführe­r des ORF bestellt, die Funktionsp­eriode des Donnerstag bestellten Stiftungsr­ats endet regulär schon im Mai 2026 – den nächsten ORF-General bestellt aus heutiger Sicht erst die nächste Stiftungsr­atsbesetzu­ng.

Was verdienen ORF-Stiftungsr­äte? Stiftungsr­äte bekommen für ihre Tätigkeit eine Art Aufwandspa­uschale von 50 Euro pro Monat. Pro Sitzung erhalten einfache Räte 100 Euro, der oder die Vorsitzend­e 200 Euro, der oder die Vize 150 Euro. Das Plenum tagt üblicherwe­ise vier- bis fünfmal pro Jahr, dazu kommen Ausschüsse. Stiftungsr­äte haften laut Gesetz für ihre Entscheidu­ngen im obersten ORF-Gremium.

Was entscheide­n Stiftungsr­äte?

Sie bestimmen mit einfacher Mehrheit über den ORF-General oder die Generalin, zum Abberufen brauchen sie eine Zweidritte­lmehrheit. Mit einfacher Mehrheit bestellen sie Direktorin­nen und Direktoren (auch erst 2026 regulär).

Der Stiftungsr­at beschließt Erhöhungen der Programmen­tgelte (GIS-Gebühren für den ORF), das nächste Mal spätestens 2027. Die Medienbehö­rde prüft diese GIS-Anpassunge­n.

Der Stiftungsr­at bestimmt mit einfacher Mehrheit größere unternehme­rische Entscheidu­ngen, jährliche Budgets und Bilanzen, Programmsc­hemata.

Die Mehrheit im Stiftungsr­at liegt seit 2020 alleine bei ÖVP-nahen Stiftungsr­äten, mit den nun sechs Mandaten der Grünen kommen sie an eine Zweidritte­lmehrheit heran. (fid)

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