Walter Rosenkranz
Arme behinderte Kinder und „Verhaltensgestörte“
Der Präsidentschaftskandidat der FPÖ brachte seine bildungspolitischen Vorstellungen im Jahr 2011 zu Papier – und legte damit sein Verständnis von der Inklusion behinderter Menschen, Ganztagsschulen und Integration offen. Der Beitrag „Bildung, Familie ... und was denkt sich ein frischgebackener Vater?“erschien im Band Wir sind Familie! Der freiheitliche Weg zur familienfreundlichsten Gesellschaft. Rosenkranz sinniert darin über die Welt, in der sein damals gerade erst geborener Sohn aufwachsen werde – und zunächst über seine eigene Kindheit, wo zu Mittag daheim noch frisch gekocht worden sei und er mit Gleichaltrigen tolle Banden gebildet habe:
„Nein, ich will nicht, dass es meinem Sohn besser geht, er hat verdammtes Glück, wenn es ihm so gut geht wie mir! Denn die Zeichen stehen nicht günstig.“
Der damalige Nationalratsabgeordnete sorgt sich vor allem wegen des politischen Zeitgeists und angesichts dessen, was jungen Eltern heute vorgemacht werde:
„So früh wie möglich weg von den Eltern in den Kindergarten, weil dort sind geschulte Pädagogen. Dann in die gemeinsame Schule der sechs- bis vierzehnjährigen in der Form der Inklusion. Das heißt, auch Sonderschüler sind dabei, und zwar nicht nur die bedauerlichen Kinder mit Behinderungen, sondern auch verhaltensgestörte – pardon: ‚verhaltensauffällige‘ – Pardon: ‚verhaltensoriginelle‘ Kinder (so heißt das jetzt korrekt). Also statt Spaß am Lernen mit Gleichbegabten schon in der Volksschule der Kampf ums Überleben gegen Schutzgelderpressung, in Prügelszenen wie aus den schlechtesten amerikanischen Filmen und mit einem Wortschatz an Schimpfwörtern, bei denen einem Wiener Gürtelstrizzi der Mund offen bleibt.“
Rosenkranz’ Einordnung von Schülerinnen und Schülern mit Integrationsbedarf in die Kategorien „bedauerliche Kinder mit Behinderung“und „verhaltensgestörte Kinder“gehört wohl nicht zu den Qualifikationen, die ihn acht Jahre später zum Volksanwalt avancieren ließen.
Noch etwas derber wird es in der Schrift des blauen Präsidentschaftskandidaten, als er vom Aufsatz seines Sohnes „träumt“, den dieser in so einem von linken Vorstellungen geprägten Bildungssystem verfassen würde. Wissen müsse ein Schüler in so einer Welt nämlich nichts, nur „Kompetenzen“aufweisen, Hauptsache „voll durchgegendert“und „politisch korrekt“. Rosenkranz’ Fantasie trägt ihn so weit, dass er verpflichtende Sympathie für migrantische Kinder fürchtet, eine Transgender-Lehrerin mit dem Fasching verknüpft und sich um die historische Einordnung der Burschenschaften im Geschichtsunterricht sorgt:
„Da kann es schon sein, dass ich von einem schönen Aufsatz träume: ‚Ich gehe ser gerne in di schule. Mein bester freund ist der marwin aber dem ali mag ich auch. Nicht so in echt aber den muss man mögen sagt der hea lera der was aba jetzt ausschaut wie eine frau. Urlustig. wie fasching. mein papa sagt der ist blöd aba der herr direx sagt man papa ist ein blöder, weil der ist in einem männerferein mit so sebeln den was der böse hitler gegründet hat.‘“