Christof Industries ist insolvent
Anlagenbauer will Unternehmen fortführen
Wien – Der Anlagenbauer Christof Industries Austria GmbH mit 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Standorten Wels, Graz, Wien und Werndorf hat am Freitag am Landesgericht Graz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Die Passiva sollen sich laut den Kreditschützern AKV und KSV auf 66 Millionen Euro belaufen. Eine Fortführung wird angestrebt. Ursachen für die Insolvenz sollen die Folgen der Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine sein.
Das Verfahren ohne Eigenverwaltung wurde am Freitagnachmittag eröffnet. Insolvenzverwalter wird der Grazer Rechtsanwalt Alexander Isola. Von der Insolvenz sind rund 690 Gläubiger betroffen. Laut KSV handelt es sich um die größte steirische Pleite in diesem Jahr. Im Zuge der angestrebten Fortführung werden Restrukturierungsmaßnahmen angepeilt. Die laut Unternehmen gute Auftragslage ist eine Sache, auf der anderen Seite könnten Reduktionen bei Arbeitsplätzen stehen.
Verzögerte Projekte
20,9 Millionen Euro der Passiva sind Bankverbindlichkeiten, 11,5 Millionen entfallen auf Lieferantenverbindlichkeiten. Eventuell könnte es zu Schadenersatzansprüchen kommen. Diese beziffert man mit 28,7 Millionen Euro, sodass sich die Gesamtpassiva auf 95 Millionen erhöhen könnten. Die Aktiva bewertete der KSV mit 12,2 Millionen Euro. Das freie Aktivvermögen belaufe sich auf 6,21 Millionen Euro. Auffallend ist dem AKV zufolge die Wertberichtigung erheblicher Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen.
Die Corona-Krise habe nicht nur zu massiven Kostensteigerungen bei internationalen Projekten aufgrund der Unplanbarkeit geführt, sondern auch zu großen Projektverzögerungen, teilte Christof mit. So konnten sogenannte Milestone-Payments erst mit erheblicher Verzögerung lukriert werden, wodurch die Liquiditätslage stark beeinträchtigt wurde. Die Verzögerungen führten zudem zu Auftragsverschiebungen.
In den vergangenen zwei Jahren sind laut Christof auch „massive Lieferverzögerungen und enorme Preissteigerungen von teilweise 200 bis 300 Prozent bei Vormaterialien“sowie Energie und Transporten aufgetreten. Diese hätten sich bei laufenden Projekten nicht in die Kalkulation überwälzen lassen. Der UkraineKrieg habe wiederum mit Lieferkettenproblemen und Energiekostensteigerungen zu Buche geschlagen. Die Geschäftsführung der Christof Industries Austria GmbH ist dennoch optimistisch: Durch die hohen F&EInvestitionen der vergangenen Jahre nehme die Firmengruppe eine Führungsposition in der Branche ein.
Die familiengeführte Christof Industries Austria GmbH hat 2021 einen Umsatz von 138 Millionen Euro erwirtschaftet. Das Unternehmen ist im Anlagenbau sowie im Bereich Entwicklung, Instandhaltung und Service von Industrieanlagen und Kraftwerken tätig.