Erntedankfest
In vino veritas. „Im Wein liegt die Wahrheit – der Schwindel liegt in der Etikette“, kalauerten Karl Farkas und Ernst Waldbrunn – Gott hab sie selig – vor Jahrzehnten in einer ihrer Bilanzen des Jahres, lange vor dem Glykolskandal, der für die damaligen Bauern eine Katastrophe war, für die Winzer und Konsumenten von heute ein Segen ist. Von der Bilanz genauso wie von der Qualität her. Aber nicht nur in Bezug auf die Qualität des Flascheninhalts hat sich vieles zum Besseren gewendet, auch in Sachen Design. In- und auswendig. Zeugnis dafür legt eine der großen Überraschungen der bibliophilen Herbstlese, ein wunderbares Buch über die Kunst der Etiketten. Anfang der 1980erJahre erreichte Karl Korab erstmals die Anfrage, ob er für einen jungen Winzer aus Maissau ein Weinetikett gestalten würde. Der ersten Federzeichnung mit dem Motiv einer typischen Kellergasse folgten weit über 100 dieser minimalistischen Kunstwerke. Im Lauf der Jahre wurden Etiketten zu einer eigenen Werkgruppe im Opus des 1937 in Falkenstein geborenen Malers und Grafikers. Alfred Komarek beschreibt Korab als jemanden, der sich nicht inszeniert, weil er ohnedies wahrgenommen wird, „seine Kunst leuchtet, statt zu blenden“. Die sorgsam edierte Publikation präsentiert wortwörtlich „angewandte Kunst“. Bleibt nur, an einen der ganz Großen, heute im Wiener Kasperlhimmel Verorteten der heimischen Wein- und Walzerseligkeit zu erinnern, ihm zu Ehren mit einem Glaserl anzustoßen. Hans Moser wünschte einst so wunderbar waidwund, als Reblaus wiedergeboren zu werden, „weil er den Wein soo gern mag beißen – den Roten als wie den Weißen“. Haallloooo!
Karl Korab, „Ad Vinum. Die Kunst der Weinetikette“. Brigitta Kager, Alfred Komarek, Helmut Gradwohl, Rainer Gradwohl. € 38,– / 184 Seiten. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2022