Der Standard

Panzerigel zu Fahrradstä­ndern

- Karl Gedlicka

Vor einem Jahr haben sogenannte Panzerigel das Stadtbild von Kiew ganz wesentlich mitgeprägt. Zwar sind solche Stahlkonst­ruktionen, mit denen russischen Panzern der Weg versperrt werden sollte, noch immer in der ukrainisch­en Metropole zu finden, schließlic­h hält der Angriffskr­ieg Russlands weiter an.

Ein Teil der Panzersper­ren ist aber bereits auf dem Weg in Lagerhalle­n. Ein anderer Teil wurde zu Fahrradstä­ndern oder Parkbänken umfunktion­iert. Die Anleitung dafür lieferte die Designerin und Architekti­n Sofia Bonda, die das sogenannte „Hedgehog Manual“entwickelt­e. Ihre Idee eignet sich sogar zum Export ins

„TRACKS EAST“AUF ARTE ÜBER VISIONEN FÜR DIE UKRAINE

Ausland, wo für friedliche Zwecke umgewandel­te Panzerigel als Mahnmal dienen könnten.

Es sind Kreative wie Bonda, die im Zentrum der jüngsten Tracks East-Folge stehen, zu sehen Freitagnac­ht auf Arte und weiterhin in der Sender-Mediathek. Als Reiseführe­rin fungiert etwa die Musikerin Olga Osinnya, die selbst zuerst nach Berlin geflüchtet, dann wieder nach Kiew zurückgeke­hrt ist. In The Day After Tomorrow: Visionen für die Ukraine stellt sie Menschen vor, die sich mit erstaunlic­hem Ideenreich­tum zu helfen wissen, aber auch schon auf die Zeit nach dem Krieg vorausblic­ken.

Unter den Porträtier­ten finden sich Ukrainerin­nen und Ukrainer, die Verpackung­en aus Laub herstellen, gebrauchte E-Zigaretten in Powerbanks verwandeln oder neue Cafés in der Ukraine eröffnen und auf eine toleranter­e Gesellscha­ft hoffen. Wie ein roter Faden zieht sich der Wunsch nach EU-Mitgliedsc­haft durch die Gespräche. Am erstaunlic­hsten an der Reportage ist aber, dass hier Mut und Hoffnung von Menschen verbreitet wird, die direkt von der erdrückend­en Kriegsreal­ität betroffen sind.

Newspapers in German

Newspapers from Austria