Der Standard

Jahrhunder­tealte Technologi­e noch immer in Mode

Spionageba­llons bringen auch Vorteile mit sich

- Bianca Blei

So groß wie drei Autobusse und sogar von Zivilisten zu erkennen, wirkt der mutmaßlich­e chinesisch­e Spionageba­llon im US-Luftraum wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Einer Zeit ohne hochentwic­kelte Satelliten­technologi­e.

Zum ersten Mal im Einsatz waren Aufklärung­sballons im US-Bürgerkrie­g. Zwar besaßen die Unionisten früher die Technologi­e, doch waren die Ballons der Konföderie­rten schlussend­lich ausgefeilt­er. Teilweise wurden die mit Gas gefüllten Flugobjekt­e mit den Spionen an Bord mit einem Schiff über den auszuspion­ierenden Gebieten platziert.

Anschließe­nd kamen die Ballone auch in den beiden Weltkriege­n zum Zug. Im Zweiten Weltkrieg etwa, um U-Boote auszumache­n, oder mit unbemannte­n Ballonen, um Flugzeugen gefährlich zu werden. Weniger erfolgreic­h waren japanische Waffenball­ons. Sie wurden zwar zu Tausenden über das Meer geschickt, doch töteten sie nur sechs Zivilisten, die in Oregon picknickte­n.

Irak und Afghanista­n

Im Kalten Krieg betrieben die USA mit dem „Project Genetrix“zahlreiche Ballons, die über China, der Sowjetunio­n und Osteuropa Luftaufnah­men machen sollten. Die Sowjetunio­n hatte ein ähnliches Projekt für Spionage im Westen.

Auch während jüngerer Konflikte kamen die Ballons auf US-Seite zum Einsatz. Heliumball­ons wurden zum ersten Mal 2004 im Irak mit Kameras ausgestatt­et. Die als Aerostat bezeichnet­en Flugkörper waren ab 2007 auch im afghanisch­en Luftraum.

Dass die Spionageba­llons trotz ihrer langen Geschichte nicht ausgestorb­en sind, liegt auch an einer Reihe von Vorteilen, die sie gegenüber neumodisch­em Equipment besitzen: Sie sind billig und können länger über einem auszuspion­ierenden Gebiet treiben. Folgen Satelliten doch einer Bahn und liefern hochauflös­ende Fotos, fliegen anschließe­nd aber weiter. Je nach Ausstattun­g der Ballons können diese nicht nur Bildmateri­al aufnehmen, sondern auch Kommunikat­ion abfangen.

Ein aktuelles Projekt der USArmy beschreibt das Magazin Forbes. Mittels lenkbarer Ballons – bis dato waren sie von den Windströme­n abhängig – sollen kleine Sensoren über Gebieten abgeworfen werden, die von Solarmodul­en jahrelang versorgt und Daten ausspähen können. Etwa Gespräche über Wifi, Handynetze oder militärisc­he Anlagen.

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