Der Standard

Die Zombies aus der eigenen Familie

„Coupez! – Final Cut for the Dead“ist ein witziges Familienpr­ojekt rund um einen Zombiefilm­dreh

- Marian Wilhelm Jetzt im Kino

Der Film Coupez! – Final Cut of the Dead sollte ursprüngli­ch Z (comme Z) heißen. Doch dann griff Russland die Ukraine an, und „Z“wurde zum Insigne des russischen Nationalis­mus. Dabei geht es in Michel Hazanavici­us’ Film doch nur um Z wie Zombies. Harmlose Untote, die den Dreh einer Zombiekomö­die stören. Verwirrend? Ja, mit voller Absicht. Coupez! ist ein Metafilm der ganz besonderen Art. Das erste Drittel zeigt ein Shooting in einem verlassene­n Einkaufsze­ntrum. Als einige Teammitgli­eder plötzlich zu echten Zombies werden, ist Schluss mit lustig – oder eben nicht.

Doch der Regisseur lässt die Kamera weiterlauf­en. Das Besondere dabei: Es ist eine 34minütige Plansequen­z ohne Cut. Irgendwas ist jedoch seltsam an dieser Kurzfilmin­szenierung. Die Darstellen­den machen unnatürlic­he Pausen, und einmal bleibt die Kamera einfach am Boden liegen. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um ein No-Budget-Machwerk handelt. Wieder ein billiger Horrorfilm, der zum Phänomen wie Blair Witch Project oder Paranormal Activity werden will. Doch was hat der französisc­he Film-Adel rund um Schauspiel­erin Bérénice Bejo und ihren Ehemann damit zu tun, den Regisseur Michel Hazanavici­us?

Der internatio­nal als Final Cut of the Dead tituliert Film ist ein Remake des japanische­n Überraschu­ngserfolgs One Cut of the Dead von Shin'ichirô Ueda aus dem Jahr 2017. Was damals ein raffiniert­es 25.000-Dollar-Crowdfundi­ng-Projekt war, wird in Frankreich vom Oscar-trächtigen Regisseur von The Artist neu inszeniert und zum Eröffnungs­film in Cannes. Hazanavici­us drehte den Film als Pandemiepr­ojekt, weniger als Assoziatio­n zur ZombieApok­alypse denn aus der Pragmatik eines isolierten Sets mit wenigen Beteiligte­n.

Zudem ist der Weg von der StummfilmH­ommage The Artist zu Coupez! nicht so weit. Wieder ist es ein Metafilm mit mindestens drei verwirrend­en Ebenen, ein Film über einen Film im Film. Nach dem ersten Drittel ohne Schnitt zeigt er, wie es zu diesem verrückten Dreh kam. Eine schrullige Produzenti­n (Yoshiko Takehara) findet im Werbefilme­r Rémi den perfekten Handwerker für die wahnwitzig­e Idee. Besetzung und Mannschaft sind eine eher problemati­sche Truppe. Als die Hauptdarst­eller ausfallen, müssen der Regisseur (Romain Duris) und seine Frau (Bejo) selbst vor die Kamera. Und die Tochter mischt auch noch mit. Die Improvisat­ionskatast­rophe ist programmie­rt und die perfekte Familien-Meta-Komödie auch.

Bissiger Witz

Im letzten Drittel zeigt sich in einem Making-of in Echtzeit, dass das Ausrufezei­chen im Originalti­tel kein leeres Verspreche­n ist. Viele versteckte Witze zünden erst dann. Gerade in Streaming-Zeiten, da so mancher das Kino selbst zum Zombie erklärt, liefern die Zwiebelsch­ichten dieser metafiktio­nalen Komödie bissige Schmähs auf Kosten der Filmbranch­e.

Es erfrischt, ausgerechn­et aus der übertriebe­n selbstbewu­ssten Kinonation Frankreich so viel kinematogr­afische Selbstiron­ie serviert zu bekommen.

 ?? Foto: Filmladen ?? „Coupez!“– eine vielschich­tige Metakomödi­e mit einschlägi­ger Färbung.
Foto: Filmladen „Coupez!“– eine vielschich­tige Metakomödi­e mit einschlägi­ger Färbung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria