Deutsche Bank verstärkt Jobabbau
Weniger Gewinn, aber eine höhere Dividende – Deutschlands größtes Geldhaus zieht die Zügel straffer und will sich mit Stellenstreichungen gegen härtere Zeiten wappnen.
Die Deutsche Bank will nach einem Gewinnrückgang deutlich mehr Stellen abbauen als bisher geplant: Insgesamt etwa 3500 Arbeitsplätze sollen bis Ende 2025 wegfallen, kündigte Deutschlands größtes Geldhaus am Donnerstag an. Der bereits im April angekündigte Abbau von 800 Stellen sei darin inkludiert, sagte Konzernchef Christian Sewing bei Vorlage der Bilanz 2023.
Streichen will Sewing vor allem Arbeitsplätze, die nicht direkt mit Kunden zu tun haben. Das Vertriebsnetz in Deutschland soll gestrafft, interne Prozesse vereinfacht und automatisiert werden. So sollen weitere 1,6 Milliarden Euro eingespart werden. Ende vergangenen Jahres hatte der Konzern weltweit 90.130 Vollzeitstellen.
Der auf die Anteilseigner entfallende Überschuss ging um rund 16 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro zurück. Analysten hatten einen deutlich stärkeren Rückgang erwartet, nachdem die Bank im Vorjahr von einer einmaligen Steuergutschrift in Milliardenhöhe aus ihrem US-Geschäft profitiert hatte.
Vor Steuern erzielte das Institut 2023 mit fast 5,7 Milliarden Euro den höchsten Gewinn seit 16 Jahren. Daraus resultiert für Bankchef Sewing eine positive Bilanz: Die Bank sei stärker gewachsen als geplant. Die Erträge – also die gesamten Einnahmen – stiegen um sechs Prozent auf rund 28,9 Milliarden Euro, bis 2025 sollen es rund 32 Milliarden Euro sein. Das Jahr 2024 habe „sehr stark begonnen“, sagte Sewing.
Er sieht die Bank auf Kurs, im kommenden Jahr eine Rendite von mehr als zehn Prozent auf das materielle Eigenkapital zu erzielen. Im vergangenen Jahr lag sie gerade einmal bei 7,4 Prozent.
„Unser Jahresergebnis unterstreicht die Stärke unserer Strategie als globale Hausbank, mit der wir unsere Kunden auch in einem unsicheren Umfeld unterstützen“, erklärte Sewing.
Wie andere Geldhäuser profitierte die Deutsche Bank 2023 von den weltweit gestiegenen Zinsen. An der positiven Entwicklung sollen die Aktionärinnen und Aktionäre teilhaben: Die Dividende soll von 30 Cent auf nun 45 Cent je Anteilsschein angehoben werden – in Summe rund 900 Millionen Euro. Weitere 675 Millionen Euro will die Bank bis Ende Juni über Aktienrückkäufe an die Anteilseigner zurückgeben. Für das Geschäftsjahr 2025 peilt der Vorstand eine Dividende von einem Euro je Aktie an.
Die Probleme bei der Konzerntochter Postbank sind nach wie vor nicht zur Gänze behoben. Im Zusammenhang mit einer IT-Umstellung hatten sich dort Beschwerden von Kunden gehäuft, die zeitweise nicht auf Konten zugreifen konnten oder über Verzögerungen bei Baufinanzierungen klagten. Die Finanzaufsicht Bafin schickte der Bank einen Sonderaufpasser ins Haus.
Am Donnerstag sagte Sewing, er gehe davon aus, dass die Teams „in den kundenrelevanten Prozessen (...) im ersten Quartal 2024 die Prozesse und die noch fehlenden Dinge, die wir noch nicht aufgeräumt haben, beendet haben werden“. Er räumte erneut Fehler ein: „Wir haben die Kunden der Postbank enttäuscht, wir haben keinen guten Service gemacht.“Das Chaos bei der Postbank kostete die Bank nach seinen Angaben bisher 40 Mio. Euro.
Auch bei Fonds IT-Probleme
Auch bei der Tochter DWS klappt die Umstellung der Computersysteme nicht wie gedacht. Die Fondsgesellschaft will sich bei vielen Verwaltungsabläufen vom Mutterkonzern lösen – sofern sie es selbst und billiger hinbekommt. Im Herbst hatte DWS-Chef Stefan Hoops eingeräumt, dass das IT-Projekt länger dauert und deutlich teurer wird als geplant. Nachdem das Vorhaben im Vorjahr mit etwa 100 Millionen Euro zu Buche schlagen sollte, rechnet er heuer mit weiteren Kosten in dieser Höhe. Trotz milliardenschwerer Geldzuflüsse ging der DWS-Gewinn zurück: Wegen geringerer Erträge sank der Überschuss um fünf Prozent auf 567 Mio. Euro. Man erwartet dennoch einen starken Zufluss an Kundengeldern. (dpa)