Der Standard

Salzburgs eingeschrä­nkter Tatendrang

Fußballmei­ster Red Bull Salzburg ist im Frühjahr nur mehr national tätig. Sportdirek­tor Bernhard Seonbuchne­r kann damit leben. Das Cup-Viertelfin­ale beim LASK ist eine erste Standortbe­stimmung.

- Christian Hackl

Bernhard Seonbuchne­r hat einen Leitsatz, der absolut zu Fußballser­ienmeister Red Bull Salzburg passt. „Wer meint, gut zu sein, hört auf, besser zu werden.“Der 40-jährige Bayer ist seit September Sportdirek­tor, er ersetzt die Klubikone Christoph Freund, die dem Ruf von Bayern München nicht widerstehe­n konnte. Seonbuchne­r weiß, dass die Fußstapfen groß und tief sind, er könnte sich nun riesige Schuhe anziehen, was er nicht tut, denn Füße brauchen Halt. „Ich gehe entspannt heran. Fußball ist ja nur die schönste Nebensache der Welt.“Natürlich habe er einiges zu tun. „Die Antennen müssen immer ausgefahre­n sein. Wichtig ist die WorkLife-Balance. Von diesen drei Wörtern ist Balance das wichtigste.“

Salzburg bildet das Personal selbst aus. Seonbuchne­r, ein gelernter Industriek­aufmann, ist seit 2010 beim Verein, unmittelba­r vor dem Karrieresp­rung war er Gesamtvera­ntwortlich­er des Bereichs Sport für die Fußball-Akademie, die YouthLeagu­e-Mannschaft und den Kooperatio­nspartner Liefering.

Die aktuelle Lage ist atypisch. Salzburg wurde in der Gruppenpha­se der Champions League nur Vierter, das 1:3 in letzter Minute gegen Benfica Lissabon bedeutete das Aus in Europa. Seonbuchne­r ist von Schuld freizuspre­chen, man hat gemeinsam beschlosse­n, dem Scheitern nicht nachzutrau­ern. „Wir sind nach vorne ausgericht­et, voller Elan und Tatenendra­ng.“

Die Ziele sind allerdings zwangsläuf­ig auf den nationalen Bereich beschränkt und relativ simpel. Elfter Titel hintereina­nder, im Cup ist das etwas problemati­scher, heute steigt in Linz das Viertelfin­ale gegen den LASK

(18 Uhr, ORF 1). „Bei K.o.eine Spielen kann alles passieren, aber wir haben die Überzeugun­g und die Mentalität, aufzusteig­en.“

In der Bundesliga hat man nach 17 Runden zwei Zähler Vorsprung auf Sturm Graz und sieben auf den LASK. Am 9. Februar kommt es daheim zu Knüller gegen Sturm. Das ist maximal eine Bestandsau­fnahme, keine Vorentsche­idung, nach dem Grunddurch­gang werden die Zähler ja halbiert.

Fakt ist: Salzburger hat zuletzt nicht unbedingt attraktiv gekickt, der Erlebniswe­rt war mitunter begrenzt, gerüchtewe­ise sind einige Fans sogar eingeschla­fen. Trainer Gerhard Struber möchte das laut Seonbuchne­r beheben. „Die Mannschaft muss unsere DNA auf den Platz bringen, schauen, dass der Wiedererke­nnungswert zurückkehr­t. Wir haben motivierte Truppe beisammen, die Qualität hat.“Fakt ist auch: Salzburg hat in der Liga die meisten Tore erzielt (34), die wenigsten erhalten (10), es ist ein Leiden (Jammern) auf hohem Niveau.

Die Transferpe­riode ist für Salzburger Verhältnis­se eher ruhig verlaufen. Der 22-jährige Flavius Daniliuc wurde vom italienisc­hen SerieA-Verein US Salernitan­a ausgeliehe­n, aufgrund der Verletzung von Samsos Baidoo (Syndesmose­riss im Sprunggele­nk) herrschte Handlungsb­edarf, ein angehender Teamvertei­diger ersetzt den anderen.

Jenseits in Afrika

In der Vorbereitu­ng fehlten die beim Afrika-Cup engagierte­n Karim Konate (Elfenbeink­üste), Dorgeles Nene und Sekou Koita (beide Mali), was freilich suboptimal war. „Hoffentlic­h kommen sie mit einer Menge positiver Emotionen zurück.“Noch sind sie weg.

Seonbuchne­r möchte von Salzburgs Weg nicht abweichen. Talente sollen ausgebilde­t und um stattliche Summen verkauft werden. Als Kandidaten für die große weite Welt gelten Luka Sucic und Roko Simic. Noch sind sie Rohdiamant­en, die geschliffe­n werden müssen. Ein Gehen bedingt ein Kommen, das ist Seonbuchne­r klar. Und das Kommen soll unveränder­t bleiben. „Grundsätzl­ich kennt man unsere Strategie, dass wir gerne junge, entwicklun­gsfähige Spieler bei uns haben.“Afrika bleibt ein interessan­ter Kontinent. „Wichtig ist für uns der Mensch hinter dem Spieler.“

Heute steigt also das Cup-Viertelfin­ale beim LASK. „Es ist klar, dass sie hochmotivi­ert sein werden.“Ab 20.30 Uhr (ORF 1) empfängt Sturm Graz die Wiener Austria. Seonbuchne­r sagt: „Auch sie wollen uns fordern und noch näher gekommen.“Zur Klarstellu­ng: Er meint nicht die Austria.

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Foto: APA Bernhard Seonbuchne­r ist positiv gestimmt.

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