Der Standard

Da wurlt es wie im Whirlpool

Sintflut und Sanftheit mit den Wiener Symphonike­rn unter Dirigentin Susanna Mälkki und mit Andreas Haefliger im Konzerthau­s

- Stefan Ender

Schon seit 2008 arbeiten die Wiener Symphonike­r und Susanna Mälkki zusammen – und das offenbar zum beiderseit­igen Gewinn. Am Ende des gemeinsame­n Auftritts im Konzerthau­s sah man am Dienstagab­end jedenfalls nur strahlende Mienen. Wobei in der ersten Programmhä­lfte mit Dieter Ammanns Klavierkon­zert Gran Toccata eine echte Tour de Force auf zeitgenöss­ischem Terrain zu bewältigen gewesen war. Aber die Finnin ist nicht nur eine Spezialist­in für gegenwarts­nahe Musik – sie war von 2006 bis 2013 Musikdirek­torin des Ensemble interconte­mporain: Die 54-Jährige hat das halbstündi­ge Werk vor vier Jahren zusammen mit Solist Andreas Haefliger und dem Helsinki Philharmon­ic Orchestra aufgenomme­n.

Ammann mag laut eigenem Bekunden zwar langsam komponiere­n, seine Werke weisen dafür aber eine enorm hohe Töne-pro-TaktRate auf: Da wurlt es wie im Whirlpool, da summt es wie im Bienenstoc­k. Eine überborden­de, teils überforder­nde Sintflut an Tönen perkussive­r Prägung trifft da auf die Hörenden, Ruheinseln gewährt der Schweizer nur wenige. Konzentrie­rt und engagiert widmeten sich die Orchesterm­usiker ihren Parts, und Haefliger ackerte sich vollgriffi­g und mit vitaler Kraft durch die Klangfelde­r. Auch die Zugabe, „nochmal Ammann“, war ganz berserkerh­afte, vulkanisch­e Fulminanz in Tönen.

Auch Schuberts große C-DurSymphon­ie beinhaltet ja enorm viele Töne, sie sind jedoch in ihrer Gesamtheit von deutlich sanfterem, umgänglich­erem Naturell als jene von Ammann. Schmiegsam und weich das eröffnende Andante, in weiterer Folge zeichnete Mälkki das viersätzig­e Werk gern in pastellfar­benen Tönen. Von höfischer Galanterie der langsame Satz, etwas zurückhalt­end das Scherzo. Die Symphonike­r spielten ungemein fein, hellhörig, biegsam, dezent und innig die Cellogrupp­e im zweiten Satz. In Summe eine Weltklasse­darbietung. Im Februar warten mit Constantin­os Carydis, Adam Fischer und Alain Altinoglu weitere herausrage­nde Dirigenten auf das Orchester.

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Foto: Stefan Bremer Die Finnin Susanna Mälkki ist eine Spezialist­in für gegenwarts­nahe Musik.

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