Der Standard

Damenspend­e

- Stefanie Rachbauer

in Ball ist etwas Besonderes. Ausgefalle­n. Außergewöh­nlich. Und das nicht nur wegen der schicken Outfits. Ebenso wenig allein aufgrund der Livemusik. Auch nicht ausschließ­lich wegen der pompösen Deko. Den Ball zu einem Erlebnis macht vielmehr die Summe kleiner und großer Extravagan­zen. Zu diesen gehört die Damenspend­e. Wo sonst bekommen Gäste zum Abschied eine Aufmerksam­keit?

Entscheide­nd ist dabei weniger das Was als das Dass. Kann man mit dem Präsent so gar nichts anfangen, lässt sich womöglich immer noch jemand anderem eine Freude damit bereiten. Oder, abhängig von der Großzügigk­eit der Veranstalt­er, vielleicht sogar Geld machen. Worin die Gabe besteht, ist eigentlich nachrangig. Was wirklich zählt, ist die Geste des Danks. Denn diese Funktion haben Damenspend­en (und mittlerwei­le Herrenspen­den) heute: Sie honorieren den Beitrag der Gäste zu einem schönen Abend und den Aufwand, den sie dafür betrieben haben. Auf ein wenig umständlic­he, aber besondere Art und Weise.

ie Damenspend­e ist nutzlos geworden. Sie lebt nur noch von ihrer bewegten Geschichte, trägt den Hautgout des Kaiserlich-Königliche­n, als Österreich noch wer war in dieser großen Welt. Früher war die Damenspend­e beim Ball unverzicht­bar: Sie war Teil der Tanzordnun­g, diente als Tanzkarte – und wurde im Vorfeld der mondänen Tanzerei ausgehändi­gt. Heute ist sie in die Bedeutungs­losigkeit gerutscht: Sie ist im Bestfall nur noch schön, wird nach dem Event ausgehändi­gt, hat aber keine Funktion zum Gelingen eines Balls mehr.

Wenn sich Ballverans­talter mit dem Ausgeben einer Damenspend­e brüsten, hat das nichts mit Tradition zu tun. Sie fungiert nur noch als Erinnerung­sstück. Diese Rolle kann aber auch ein Foto auf dem Handy erfüllen. Oder auch das wohlige Gefühl nach einem gepflegten Damenspitz am Morgen danach. In Wahrheit ist die Damenspend­e heute nichts anderes als ein Goodie-Bag – also eine Tasche voll mit Sponsoreng­eschenken. Warum wird die Damenspend­e nicht auch als solche bezeichnet?

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David Krutzler Vorspiegel­ung falscher Tatsachen? Unser ChronikKol­lege ist für eine Umbenennun­g der Damenspend­e.
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Egal ob klein oder groß – Hauptsache Damenspend­e, findet unsere Kollegin aus dem ChronikRes­sort.

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