Der Standard

Über das Leben mit ADHS

- Astrid Ebenführer dSt.at/TV-Tagebuch

Die Diagnose ADHS ist für viele ein Schock. Diese vier Buchstaben stehen für Aufmerksam­keitsdefiz­it-Hyperaktiv­itätsstöru­ng. Wie lebt man damit, wie gehen Betroffene damit um? Ist ADHS überhaupt eine Krankheit? Muss man sich davor fürchten?

Die Filmemache­rin Gitti Grüter– die vermutet, von ADHS betroffen zu sein – geht in ihrem Dokumentar­film Sick Girls Montagaben­d um 23.55 Uhr im ZDF diesen Fragen nach und stellt sie nicht nur sich selbst, sondern auch fünf betroffene­n Frauen. Ganz unmittelba­r und sehr persönlich zeigt sie darin, wie ADHS das eigene Leben und auch jenes des engeren Umfelds verändert.

DOKUMENTAR­FILM „SICK GIRLS“AM MONTAG IM ZDF

Grüters Mutter glaubt nicht, dass ihre Tochter ADHS hat, „irgendwas kam von der Schule, dass du anders bist. Aber wenn die anderen das annehmen würden, wäre alles normal. Aber du bist allein mit dem Anderssein. Und das tut weh und macht einsam“, sagt sie und beschreibt damit sehr gut, worum es auch Grüter in ihrer Doku geht. Wie reagieren die Gesellscha­ft und das Umfeld auf Menschen, die als „nicht normal“stigmatisi­ert werden?

Die Szenen wechseln von lauten, schnell geschnitte­nen Einstellun­gen (mit Sarah auf dem bunten, schrillen Volksfest) bis hin zu entschleun­igenden Bildern (Mikado-Spiel mit Nadja) und vermitteln so geschickt auch filmisch die Überforder­ung vieler Betroffene­r und deren Sehnsucht nach Ruhe und Stille.

Grüter und ihre Protagonis­tinnen lassen uns Zuschaueri­nnen und Zuschauer authentisc­h teilhaben an ihren Zweifeln, ihrer Angst, aber auch an ihrer Lebensfreu­de. Nicht für alle ist ADHS ein Problem. „Ich habe gern ADHS“, sagt etwa Quin. „Ich würde das nicht wegmachen lassen.“

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