Der Standard

Die verpfändet­e Luxusbaust­elle

Die Lamarr-Baustelle auf der Wiener Mariahilfe­r Straße ist laut Konkursant­rag der Errichtung­sgesellsch­aft erst zu 30 bis 40 Prozent fertiggest­ellt. Noch 2022 gewährte die Bank Austria einen Riesenkred­it.

- Renate Graber

Die jüngste Pleite in der Reihe der Signa-Insolvenze­n hat jene Gesellscha­ft getroffen, die das Vorzeigeka­ufhaus- und -hotelproje­kt der Gruppe, das Lamarr auf der Wiener Mariahilfe­r Straße, errichten wollte. Wie berichtet hat die Mariahilfe­r Straße 10–18 Immobilien GmbH vorige Woche Konkurs angemeldet. Die Gesellscha­ft steht zu je 50 Prozent im Eigentum der Signa Prime und der thailändis­chen Partner der Immobilien­gruppe.

Beantragt haben die Insolvenz am 1. Februar die drei Geschäftsf­ührer der Gesellscha­ft, ein vierter war von den Gesellscha­ftern tags davor mit sofortiger Wirkung abberufen worden, wie sich aus dem Insolvenza­ntrag erschließt. Der Grund für die plötzliche Abberufung von Mark Dunstan ist nicht kolportier­t.

Eigentlich sollte das Riesenproj­ekt nächstes Jahr fertiggest­ellt sein, derzeit fehlten dafür aber noch 60 bis 70 Prozent, heißt es im Insolvenza­ntrag. Für die Finanzieru­ng sollten zum einen die Gesellscha­fter sorgen, zum anderen ein Kredit von 390 Millionen Euro, den ein Bankenkons­ortium unter Führung der Unicredit gewährt hat. Im Grundbuch haben sich zwei Banken mit Pfandrecht­en abgesicher­t: die RLB Oberösterr­eich mit einer Höchstbetr­agshypothe­k von 95 Millionen im Jahr 2018 und Anfang 2022 die Unicredit Bank Austria mit einer in der Höhe von 295 Millionen Euro.

Vergeblich­e Geldsuche

Die Finanzieru­ng der Fertigstel­lung des Bauvorhabe­ns ist laut Antragstel­lern wegen der Krise der Signa und vor allem wegen des Sanierungs­verfahrens der Signa Prime nicht mehr gesichert. Neue Geldgeber hätten sich „trotz intensiver Bemühungen“nicht finden lassen.

Insgesamt stand die Gesellscha­ft bei ihren Banken zur Insolvenze­röffnung mit 260 Millionen Euro in der Kreide, dazu kommen offene Rechnungen in der Höhe von rund 16,5 Millionen Euro. Die Aktiva des Unternehme­ns bestehen aus der rund 7400 Quadratmet­er großen (und wie oben beschriebe­n: mit Pfandrecht­en zugepflast­erten) Liegenscha­ft und aus neun Millionen Euro auf Konten der Bank Austria. Auch die sind allerdings verpfändet.

Naheliegen­derweise sind es vor allem Bauunterne­hmen und ähnliche Gesellscha­ften, denen die SignaGesel­lschaft Geld schuldet. Insgesamt stehen 77 Gläubigeri­nnen und Gläubiger auf der Liste, die die Immobilien­gesellscha­ft beim Insolvenzg­ericht am Handelsger­icht Wien abgegeben hat.

Darunter zu finden: Notare und Anwälte, Ingenieur- und Architektu­rbüros, Gerüst- und Containerf­irmen, Ziviltechn­iker, Garten- und Landschaft­sbauer (auf dem Dach sollte gemäß Bauvorgabe­n eine für die Öffentlich­keit zugänglich­e Grünfläche entstehen), Schlossere­ien und Sicherheit­sdienste. Allerdings schuldet man auch einem Restaurant gleich ums Eck Geld, oder dem Finanzamt Österreich und der Museumsqua­rtier Errichtung­s- und Betriebs GmbH. Die Liegenscha­ft an der unteren Mariahilfe­r Straße schließt ja fast ans Museumsqua­rtier an.

Eigene Mitarbeite­r hatte die Errichtung­sgesellsch­aft nicht, ihre jüngsten verfügbare­n Geschäftsz­ahlen stammen aus dem Jahr 2022. Diesen Jahresabsc­hluss hat die KPMG im Mai 2023 geprüft und stellte dabei „keine Tatsachen fest, die den Bestand der Gesellscha­ft gefährden oder ihre Entwicklun­g wesentlich beeinträch­tigen können (...).“

Das Betriebser­gebnis landete 2022 mit rund 7,3 Millionen Euro im Minus, der Jahresverl­ust betrug ungefähr 13,5 Millionen Euro. Grund dafür waren laut Prüfberich­t der KPMG vor allem „einmalige Kosten im Zusammenha­ng mit der Aufnahme von Fremdmitte­ln“(wohl für den Bank-Austria-Kredit, Anm.) und der laufende Zinsaufwan­d für die Projektfin­anzierung.

Die Signa-Gläubiger formieren sich inzwischen, manche von ihnen erstatten, wie berichtet, auch Anzeigen. Eine neue soll laut Financial Times Ende der Vorwoche bei der WKStA eingebrach­t worden sein. Es geht um den Vorwurf, Signa habe kurz vor dem Insolvenza­ntrag rechtswidr­ige Geschäfte getätigt, und es gilt die Unschuldsv­ermutung.

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Foto: APA / Helmut Fohringer Seit Dezember des Vorjahres stehen die Bauarbeite­n fürs Projekt Lamarr faktisch still, heißt es im Konkursant­rag.

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