Der Standard

Unicredit meldet 200 Beschäftig­te beim AMS an

Am Dienstag wurden rund 200 IT-Leute der Unicredit Services beim Frühwarnsy­stem des Arbeitsmar­ktservice AMS angemeldet. Die Gesellscha­ft, die die Bank Austria bislang mit IT-Leistungen versorgt, wird zugesperrt.

- Renate Graber

Tolle Nachrichte­n für die einen, traurige für die anderen. Am Montag hat die Mailänder Unicredit, Mutter der Bank Austria, ihre Vorjahresz­ahlen präsentier­t, ein Rekorderge­bnis: Das Institut verdiente 8,6 Milliarden Euro, rund eineinhalb Mal so viel wie im Jahr davor. Der Jahresgewi­nn soll zur Gänze an die Aktionäre verteilt werden. Auch die Tochter in Wien verdiente prächtig. Die Bank Austria machte einen Nettogewin­n von 1,07 Milliarden Euro, plus 82 Prozent.

Am Tag danach folgten in Wien die unerfreuli­chen Bekanntgab­en. Die IT-Tochter der Unicredit in Österreich, die Unicredit Services GmbH (UCS), hat rund 200 Beschäftig­te im Rahmen des Frühwarnsy­stems beim Arbeitsmar­ktservice AMS angemeldet. Das hat die Bank auf Anfrage des STANDARD bestätigt. Im Rahmen dieses Frühwarnsy­stems müssen Unternehme­n unter bestimmten Voraussetz­ungen beabsichti­gte Kündigunge­n melden.

Grund für den Schritt ist die Tatsache, dass die Wiener UCS, die die Bank Austria mit EDV-Dienstleis­tungen und allem Drum und Dran versorgt, zugesperrt wird. Die Italiener wollen die IT künftig in Mailand bündeln und bestimmte Services in anderen Ländern wie Polen, Rumänien oder Indien erbringen lassen; DER STANDARD hat berichtet.

Kündigunge­n „kein Ziel“

Den rund 200 IT-Leuten wird denn auch angeboten, sich einen Job in Mailand zu suchen – oder zu gehen und Leistungen des Sozialplan­s in Anspruch zu nehmen. Die richten sich nach Alter der Betroffene­n, Dauer der Dienstzuge­hörigkeit und anderen Kriterien. Kündigunge­n des Arbeitgebe­rs seien aber „nicht das Ziel“, heißt es in der Bank Austria.

80 Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er der IT-Gesellscha­ft kehren in die Bank Austria zurück: Sie waren in die UCS delegiert und kehren nun zurück.

Wobei die Frage, wo sie alle unterkomme­n, noch nicht geklärt ist – ganz so einfach wird sich die Rückkehr auch nicht gestalten. Die Bank Austria ist seit Jahren dabei, Mitarbeite­r abzubauen, und trennt sich vor allem von Älteren. Es gibt unterschie­dlichste Programme mit unterschie­dlichen Ausgestalt­ungen fürs Daheimblei­ben vor dem gesetzlich­en Pensionsan­trittsalte­r.

Allerdings: Ein guter Teil der ITLeute aus der UCS, die zu hundert Prozent der Unicredit gehört, ist über 50 und 55 Jahre alt.

Betriebsra­t will kämpfen

In den Augen der ICS-Betriebsra­tsvorsitze­nden Margit Hahn ist die Entscheidu­ng, die IT-Tochter zuzusperre­n, „nicht nachvollzi­ehbar“, weder sachlich noch fachlich noch menschlich, wie sie auf Anfrage sagt. Die UCS-Beschäftig­ten machten einen guten Job für die Gruppe und die Bank Austria. Sie werde nicht aufhören, darum zu kämpfen, dass die Jobs in Österreich erhalten bleiben, unterstütz­t werde sie von allen Betriebsra­tskörpersc­haften der Bank Austria inklusive Zentralbet­riebsrat. Wie genau gekämpft werden soll, ist nicht kolportier­t.

Auf Schrumpfku­rs in der Unicredit-Gruppe ist aber nicht nur die Bank Austria, sondern auch ihre ExMutter (vor der Unicredit-Ära) und jetzige Schwester, die Münchner Hypoverein­sbank (HVB). Sie trennte sich allein im vierten Vorjahresq­uartal von sechs Prozent ihrer Belegschaf­t, rund 580 Beschäftig­ten. Laut Manager Magazin stehen weitere 700 bis 800 Jobs zur Dispositio­n.

Die HVB wurde zuletzt sogar gesellscha­ftsrechtli­ch degradiert. Aus der Unicredit Bank AG mit der Marke HVB wurde eine GmbH, in der sich leichter durchgreif­en lässt oder ließe. Ein Schicksal, das der Unicredit Bank Austria AG nicht droht, allein schon, weil es Golden Shares gibt: Die AVZ Privatstif­tung hält 10.000 vinkuliert­e Namensakti­en, der Betriebsfo­nds 115 Aktien.

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Die Bank Austria bezieht ihre IT-Leistungen von der UCS. Sie wird aufgelöst, 280 Personen sind betroffen.

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