„Nius“gab Plagiatsgutachten in Auftrag
Rechtspopulistische Plattform finanzierte Recherchen zu Journalistin Föderl-Schmid
Wien – Die Recherchen zu Plagiaten der Journalistin Alexandra FöderlSchmid wurden offenbar vom rechtspopulistischen Medium Nius finanziert. Ein entsprechendes Gutachten soll laut Spiegel bereits im vergangenen Dezember in Auftrag gegeben worden sein.
Wie am Montag bekannt wurde, zieht sich Föderl-Schmid als stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung aufgrund der Plagiatsvorwürfe vorübergehend aus dem operativen Tagesgeschäft zurück. Die Vorwürfe betreffen mehrere Artikel, auch Hinweise auf Plagiatsfragmente in Föderl-Schmids Dissertation will der Kommunikationswissenschafter und „Plagiatsjäger“Stefan Weber gefunden haben. Weber habe laut dem Spiegel einen niedrigen vierstelligen Betrag erhalten. Die Höhe des Honorars bestätigte Nius gegenüber dem Spiegel nicht.
Gemeinsames Wording
Prominentester Kopf des Onlineportals Nius ist der 2021 geschasste Bild-Chefredakteur Julian Reichelt. Er musste aufgrund von Vorwürfen des Machtmissbrauchs und der Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen gegenüber jungen Mitarbeiterinnen gehen. Auf Youtube erreichte Reichelt mit seinem Format Achtung Reichelt derzeit 435.000 Abonnentinnen und Abonnenten.
Laut Spiegel zeigt eine E-Mail die enge Absprache zwischen Nius und dem Plagiatsforscher hinsichtlich der Publikation der Ergebnisse von Webers Prüfung. Demnach einigte man sich offenbar auf ein gemeinsames Wording.
Ohne Hinweis auf die Finanzierung habe Nius am Montag über das Gutachten „exklusiv“berichtet. Auf Anfrage des Spiegel habe Nius den Auftrag an Weber bestätigt. Weber besteht allerdings darauf, dass sein Gutachten „zahlreiche bedeutende Funde“ergab und inhaltlich unabhängig von Nius entstand. Aus der Tatsache, dass der Auftraggeber bekannt sei, folge nicht, so Weber, „dass mein Gutachten wahrer oder falscher wird“. Weber will elf Textfragmente gefunden haben, in denen Föderl-Schmid ohne Angabe von Quellen zitiert. Nius berichtet darüber im Detail.
In seiner Arbeit wies Weber darauf hin, dass er wie auch FöderlSchmid am Institut für Publizistikund Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg studiert habe, sie ihm aber persönlich nicht bekannt sei. Das zeigt ein Auszug, den ZiB 2-Anchorman Armin Wolf am Dienstag auf X (früher Twitter) veröffentlichte. Persönlich bekannt sei ihm hingegen der Begutachter der Dissertation, räumt Weber einen möglichen Interessenkonflikt ein. Schließlich habe er mit diesem als junger Forschungsassistent „seinen ersten schwerwiegenden wissenschaftlichen Konflikt“gehabt.
Föderl-Schmid ist seit 2017 bei der Süddeutschen Zeitung, davor war sie zehn Jahre Chefredakteurin und später auch Co-Herausgeberin des STANDARD.
Die Süddeutsche Zeitung will die Causa auch durch externe Unterstützung aufarbeiten, schreibt sie „In eigener Sache“. Wie berichtet, hat der Branchendienst Medieninsider vor einigen Wochen von möglichen Plagiaten in zwei Texten von Föderl-Schmid geschrieben. Die SZ-Chefredaktion hat daraufhin etwa E-Mail-Konten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überprüft, um herauszufinden, wer interne Informationen aus Redaktionskonferenzen nach außen getragen habe.