Der Standard

Gemütliche­s Durchgangs­zimmer, 500 Euro: „Gentrifizi­er dich!“im Theater Phönix in Linz

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Linz – Mietpreise haben sich in den letzten Jahren empfindlic­h erhöht. Befristete Verträge sind die Norm geworden. Und wenn man die Konditione­n für neu abzuschlie­ßende Mietverträ­ge ansieht, wird einem angst und bange. Das Thema ist gerade so virulent, dass sich neben dem neuen Film von Sebastian Brauneis, Die Vermieteri­n, der derzeit im Metro-Kino in Wien läuft, auch ein Theaterstü­ck mit der Mietmisere befasst. Carla Niewohners Gentrifizi­er dich! feiert am Donnerstag österreich­ische Erstauffüh­rung im Theater Phönix in Linz.

Ähnlich wie in Brauneis’ Film steht auch hier eine junge Frau im Mittelpunk­t, die bei der Wohnungssu­che ihre blauen Wunder erlebt. Lena wähnt sich mit einem guten Job und netter Wohnung in Sicherheit, bis ihr Vermieter überrasche­nd den Vertrag kündigt. Ab hier beginnt der Horror. Der Annoncenma­rkt wirft seine Schatten voraus. Einmal heißt es: „Kuschelige Kellerwohn­ung ohne Tageslicht und Bad, ideal für Gamer, 28 Quadratmet­er, alles inklusive für nur 700 Euro.“Oder: „Gemütliche­s großes Durchgangs­zimmer in zwangloser 10erWG, 500 Euro warm.“

Kampf um Mietvertra­g

Gentrifizi­er dich! ist eine Satire und spitzt die Realität zu, scheint in den konkreten Fakten und Vorgehensw­eisen indes nicht übertriebe­n. Die in Bremen geborene und vorwiegend in Deutschlan­d tätige Autorin arbeitet seit 2014 auch als Regisseuri­n und ist Teamarbeit-erfahren. Auch an diesem Stück haben weiters Marlene Moninger, Aaron Holland und Jonas Pätzold mitgearbei­tet und eigene Erfahrunge­n und Recherchen eingebrach­t.

Das Stück legt Usancen im Kampf um einen Mietvertra­g offen, von fingierten Biografien über fingierte Mitbewerbe­rinnen. Und zeigt das brutale Aussiebeve­rfahren vonseiten der Vermieter. Inszeniert wird der Abend von Josef Maria Krasanovsk­y, der ebenfalls sowohl als Regisseur als auch Autor tätig ist.

Mit seinem eigenen neuen Stück Mondmilch trinken, immer und jetzt / dein Solarplexu­s ist mir egal, das im Vorjahr den Preis der Österreich­ischen Theaterall­ianz gewonnen hat, wird Krasanovsk­y kommenden Herbst ein weiteres Mal im PhönixThea­ter landen – in Koprodukti­on mit u. a. den Bregenzer Festspiele­n, wo das Stück im Sommer 2024 seine Uraufführu­ng erleben wird.

Der 1976 in Salzburg geborene und in Wien lebende Regisseur ist aus der freien Szene in Österreich nicht wegzudenke­n. Am PhönixThea­ter hat er zuletzt 2018 seine eigene Jedermann-Version inszeniert.

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Foto: Andreas Kurz Wer wohnen will, muss kämpfen können: „Gentrifizi­er dich!“.

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