Der Standard

„Mach’ ma es Fötteli vom Tote“

- Gianluca Wallisch derStandar­d.at/TV-Tagebuch

Alpenkolor­it darf spätestens seit Der Pass auf keiner Playlist von Crime-noir-Aficionado­s fehlen. So wie das kongeniale bayerisch-wienerisch­e Duo Ellie Stocker und Gedeon Winter (Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek) sorgen ein Stückchen weiter im Westen – in den Kantonen Glarus, Uri und Bern – Rosa Wilder und Manfred Kägi (Sarah Spale, Marcus Signer) dafür, dass auch in der helvetisch­en Eidgenosse­nschaft Mord und Totschlag konsequent geahndet werden.

Anfangs, ab 2017, unter dem Namen der Protagonis­tin, Wilder, vertrieben, heißt die Serie nun plötzlich Buried Truth.

„WILDER / BURIED TRUTH“, VIER STAFFELN AUF NETFLIX

Dieser englische ist ein recht eigentümli­cher Titel für eine Serie, wenn man sie auf die einzig richtige Art und Weise konsumiert: in der schwyzerdü­tschen Originalfa­ssung (mit deutschen Untertitel­n). Es hat seinen eigenen Charme, wenn der jähzornige Kägi seinen Vorgesetzt­en als „rück’chgratlose­n Haaasenfuu­urz“beschimpft und wenn die stets nachdenkli­che Wilder den Gerichtsme­diziner um ein weiteres „Fötteli“der Leiche bittet.

Wie so oft bei Landkrimis: Das Böse ist immer ganz, ganz nah. Das hindert Rosa und „Kägi-Fret“aber nicht, den oder die Täter immer zur Strecke zu bringen. Drehbücher: echt in Ordnung, mit einigen pfiffigen Ideen für Plot-Twists und Volten. Besetzung: durch die Bank großartig. Regie: sehr souverän, hält internatio­nalem Vergleich stand.

Wilder biedert sich nicht an internatio­nale Formate an, sondern macht ihr eigenes, schweizeri­sches Ding – bis hin zur Sprache. Die deutsche Synchronfa­ssung kann man getrost vergessen. Die macht die Serie gnadenlos kaputt – das können dann nicht einmal die grandiosen Landschaft­saufnahmen retten.

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